Schwaches ifo-Geschäftsklima belastet Konjunkturausblick
Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich durch einen überraschenden Rückgang beim Ifo-Index im Dezember weiter verschlechtert. "Die Unternehmen blicken pessimistischer auf das erste Halbjahr 2026", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der Umfrage am Mittwoch. "Das Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung." Bankvolkswirte zeigten sich vom Ifo-Index ernüchtert.
Im Dezember sank das ifo-Geschäftsklima – der ifo-Geschäftsklimaindex – um 0,4 Punkte auf 87,6 Punkte, wie das Münchner Forschungsinstitut in München mitteilt. Volkswirte hatten mit einem leichten Anstieg auf 88,2 Punkte gerechnet. Der Erwartungsindikator trübte sich ein und sank um 0,8 Punkte auf 89,7 Punkte. Der Indikator zur aktuellen Lage blieb unverändert bei 85,6 Punkte. Das Ifo-Institut befragt monatlich 9.000 Unternehmen; der ifo-Geschäftsklimaindex ist Teil des Ifo-Index.
Ifo-Index im Verarbeitenden Gewerbe weiter rückläufig
Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Ifo-Index auf niedrigem Niveau gefallen. Vor allem die pessimistischen Erwartungen belasten. "Viele Unternehmen hatten sich vom Infrastrukturprogramm baldige positive Impulse erhofft", schreibt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Dies ist nicht der Fall, weil die Gelder nur spärlich und gleichzeitig nicht vollumfänglich in zusätzliche Investitionen fließen."
Im Dienstleistungssektor ist das Geschäftsklima laut Ifo-Institut wieder in den negativen Bereich gefallen. Auch im Handel hat sich das Geschäftsklima verschlechtert, wie der Ifo-Index zeigt. Nur im Baugewerbe blieb der Indikator stabil - allerdings auf einem niedrigen Niveau.
Wirtschaftspolitik schwächt laut Experten den Ifo-Index
"Offenbar leidet die Stimmung der Unternehmen darunter, dass es im Herbst anders als von der Regierung angekündigt nicht zu wirtschaftspolitischen Reformen in der Breite gekommen ist", kommentierte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. "Das schwächt die Wirkung des Fiskalpakets der Regierung. Die meisten Konjunkturprognosen für 2026 sind mit Abwärtsrisiken verbunden."
"Die Talfahrt der deutschen Industrie geht weiter", sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Selbst steigende Auftragseingänge im Rüstungsbereich würden die Erwartungen nicht aufhellen. "Die Stimmung in der deutschen Industrie ist regelrecht vergiftet", so Kater.
"Die wirkliche Enttäuschung aber bleibt der erneute Rückgang der Erwartungen", kommentierte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der LBBW. "Die Politik liefert nicht, teilweise agiert sie sogar realitätsblind." Im Gegensatz zu früheren Zeiten würden auch die Exportmärkte der Industrie nicht helfen. "Es geht weiter im alten Trott."



