Politik

Putin: Separatisten sollen Referendum zur Spaltung der Ukraine verschieben

Putin hat die Separatisten aufgerufen, die für Sonntag geplante Volksabstimmung zu verschieben. Die Regierung in Kiew sowie westliche Staaten haben bereits angekündigt, das Ergebnis nicht anzuerkennen. Die Separatisten wollen nun den Vorschlag Putins prüfen.
07.05.2014 16:40
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die prorussischen Separatisten aufgerufen, ihr für Sonntag geplantes Abspaltungsreferendum in der Region Donezk zu verschieben. Zugleich forderte er nach einem Treffen mit dem OSZE-Präsidenten Didier Burkhalter in Moskau einen Dialog zwischen der Übergangsregierung in Kiew und den Separatisten im Südosten des Landes. Dies sei der Schlüssel für ein Ende der Krise. Der Präsident der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kündigte an, dass seine Organisation bald einen Fahrplan für eine Stabilisierung der Lage in der Ost- und Südukraine vorlegen werde. Nach Angaben der russischen Agentur Interfax erklärte Putin zudem, Russland habe seine Truppen von der Grenze zur Ukraine abgezogen und wieder in ihre Garnisonen geschickt.

Nach Kämpfen der ukrainischen Nationalgarde mit den prorussischen Separatisten in der Hafenstadt Mariupol hatte es einen heftigen Streit über den ukrainischen Militäreinsatz gegeben. Sowohl die russische Regierung als auch der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), forderten ein Ende des Militäreinsatzes. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes betonte, die Ukraine habe als souveräner Staat das Recht, "alle von seiner Verfassung und vom Völkerrecht vorgegebenen Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Status zu verändern und wieder Hoheitsgewalt auszuüben". Allerdings stelle sich die Frage, was der beste Beitrag sei, um die geplante Präsidentenwahl am 25. Mai zu ermöglichen.

Der prowestliche ukrainische Präsidentschaftskandidat Petro Poroschenko sprach bei einem Berlin-Besuch dagegen von einer berechtigten Antiterroraktion. Auch CDU-Politiker verteidigten das Vorgehen der Armee mit der Begründung, es gebe Belege, dass die Separatisten direkte Unterstützung aus Russland erhielten oder von dort sogar gesteuert würden. In mehreren Ortschaften der Ostukraine kontrollieren schwerbewaffnete prorussische Separatisten offizielle Gebäude oder Innenstadtbereiche.

Seit Tagen war eine Eskalation der Gewalt vor der Abstimmung der Aufständischen am 11. Mai befürchtet worden. Denn die ukrainische Armee wollte möglichst noch vor Sonntag weitere Gemeinden wieder unter Kontrolle bringen, damit dort kein Referendum stattfindet. Es gebe Hinweise auf eine bereits organisierte Störaktion prorussischer Kräfte im Osten und Süden der Ukraine am 9. und 11. Mai, sagte der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Andreas Schockenhoff nach einem Treffen mit Poroschenko. Der Vorsitzende der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Karl-Georg Wellmann (CDU), sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es gebe Belege, dass russische Spezialkräfte in der Ostukraine aktiv seien. Das Auswärtige Amt bestätigte dies nicht.

Poroschenko forderte Russland auf, die Abstimmung in ostukrainischen Städten wie Donezk zu verhindern. "Wenn Russland dieses Referendum unterstützt, brauchen wir unbedingt die dritte Stufe der Sanktionen, gut koordiniert zwischen den USA und der EU", sagte der Politiker, der in Umfragen für die Präsidentenwahl weit vorn liegt. Am Nachmittag trifft der Unternehmer und Politiker noch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier zusammen.

Die Bundesregierung und die EU schlugen am Mittwoch neue Anstrengungen vor, um eine zweite Genfer-Konferenz mit Russland und der Ukraine zustande zu bekommen. Die EU sei offen für die Idee, sagte EU-Ratspräsident Herman van Rompuy am Mittwoch in Brüssel. Allerdings hatte die ukrainische Regierung bereits am Dienstag die russische Bedingung abgelehnt, dass Vertreter der Separatisten mitverhandeln müssten. Auch Poroschenko sprach sich dagegen aus, weil es sich um Terroristen handele. "Wilde Pistoleros sind keine geeigneten Gesprächspartner", sagte auch der CDU-Außenpolitiker Wellmann. Er forderte eine völlige Neubewertung des Verhältnisses zu Russland, weil dessen Führung erkennbar nicht an einer Deeskalation in der Ukraine interessiert sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU will Lieferkettengesetz aufweichen: Aufatmen für die Wirtschaft?
26.02.2025

Die EU will auf Druck aus der Wirtschaft die Berichtspflichten für Unternehmen lockern und das bestehende Lieferkettengesetz aufweichen...

DWN
Politik
Politik Klimageld Auszahlung 300 Euro - kommt es jetzt?
26.02.2025

Klimageld Auszahlung 300 Euro - ist es 2025 soweit? Das Klimageld war fest im Koalitionsvertrag der zerbrochenen Ampel-Regierung verankert....

DWN
Politik
Politik Merz' Fragenkatalog zu NGO-Finanzierung empört Linke, SPD und Grüne: "Frontalangriff auf die Demokratie"
26.02.2025

Ob Omas gegen Rechts, Campact oder Greenpeace: Zu den Demonstrationen gegen die CDU hatten in den vergangenen Wochen auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Telekom-Aktie: Dividende auf Rekordhoch ab April - Aktie dennoch unter Druck
26.02.2025

Die Deutsche Telekom hat das Jahr 2024 mit soliden Geschäftszahlen abgeschlossen. Zentraler Wachstumstreiber war erneut die US-Tochter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rossmann: Rückruf von Spielzeug-Ware - "Erstickungsgefahr"
26.02.2025

Der Drogeriemarkt Rossmann ruft in einem dringenden Apell ein Spielzeug aus seinem IDEENWELT-Sortiment zurück. Verschluckbare Kleinteile...

DWN
Politik
Politik Klingbeil greift zur Krone: SPD-Parteivorsitzende übernimmt auch Fraktions-Chefposten
26.02.2025

Trotz Mitverantwortung für die schwere Wahlniederlage der SPD strebt Lars Klingbeil nach mehr Einfluss in der Partei. Neben dem...

DWN
Technologie
Technologie Die intelligenten Roboter kommen - doch wie sicher ist die KI-Technologie?
26.02.2025

Die Vorstellung von Robotern mit künstlicher Intelligenz fasziniert uns seit Jahrzehnten. Heute werden Ideen aus der Robotik, die einst...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut: Unternehmen planen Stellenabbau trotz Fachkräftemangel
26.02.2025

Obwohl viele deutsche Unternehmen unter Nachwuchsmangel leiden, rückt der Fachkräftemangel angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen...