Politik

EU will Ost-Erweiterung auch ohne Zustimmung der Bevölkerung

Lesezeit: 1 min
22.05.2014 01:53
Ratspräsident van Rompuy will eine Ausweitung der EU vom Polarkreis bis zum Irak. Zudem soll ganz Europa außer Russland vertraglich an die EU gebunden sein. Ob die Bevölkerung diesen Schritt will, spielt dabei offenbar keine Rolle: „Wir tun es trotzdem“, so van Rompuy.
EU will Ost-Erweiterung auch ohne Zustimmung der Bevölkerung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy „träumt“ davon, dass alle Balkanstaaten der EU beitreten werden. Zudem sei es ein „inspirierender Gedanke“, dass langfristig „das gesamte europäische Gebiet außerhalb Russlands“ in irgendeiner Weise an die EU gebunden sein wird.

Mitten im Ukraine-Konflikt sorgen die Kommentare Van Rompuys dafür, dass Putin glauben könnte, die EU wolle ihre Panzer direkt vor den russischen Grenzen stationieren. In den letzten Jahren hat die EU die Integration der Streitkräfte der Mitgliedstaaten mit der Ausarbeitung der Gemeinsamen Sicherheits-und Verteidigungspolitik vertieft. Im Juli letzten Jahres sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz: „Wir brauchen einen Sitz für zivile und militärische Missionen in Brüssel und einsatzfähigen Truppen“.

Gleichzeitig erklärte die Europäische Kommission, dass sie eigene Aufklärungsdrohnen „besitzen und betreiben“ wolle (mehr hier). Mit seinen neuesten Aussagen informiert Van Rompuy die Bevölkerung, dass Brüssel eine EU-Landesgrenze vom Polarkreis bis zur türkischen Grenze mit dem Irak plant.

Er gibt zu, dass er nicht weiß, ob es eine öffentliche Unterstützung für solch einen Schritt gibt, aber „wir tun es trotzdem“, so Van Rompuy im Standaard. In seinem Buch „Europa im Sturm“ erklärt Van Rompuy seine Visionen zu Europa – unter anderem zur Fünf-Jahres-Wirtschaftskrise.

„Bis zum Herbst 2012 gab es die Brände: zuerst Griechenland, dann Portugal, Irland, Spanien. Wir hatten die Einrichtung Notfall-Fonds und stopften Kapital-Lücken, die wir entdeckten. Diejenigen, die uns heute die Schuld geben, hatten seit zehn Jahren nichts vorhergesehen: weder die Finanzmärkte noch die Analysten.“

Europa sei kein Land mit einer Regierung und einem Parlament. „Wir brauchen die Unterstützung aller Mitgliedsstaaten, um eine Einigung zu erreichen. Das geht nicht von einem Tag zum nächsten. Und einige Länder haben lange gezögert und um Hilfe gebeten – die Griechen, die Iren, die Spanier und die Zyprioten.“

Die Probleme der Arbeitslosigkeit gab es schon vor der Wirtschaftskrise, so Van Rompuy. Das Wirtschaftswachstum lag den neunziger Jahren bei 2 Prozent und die Arbeitslosigkeit war bei 9 Prozent. „Heute sind wir bei 11 bis 12 Prozent, nicht wegen der Krise in der Eurozone, sondern den Krisen in den Mitgliedstaaten.“

In einem Interview der scheidende Ratspräsident bereits einen aufschlussreichen Einblick in die Bedeutung, die die Demokratie in der EU heute spielt. Die EU-Wahl sei überflüssig, denn „entschieden wird woanders“ (hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...