Russland macht im Streit über ausstehende Gasrechnungen der Ukraine Ernst. Ab Juni würden Lieferungen in das Nachbarland nur noch gegen Vorkasse erfolgen, teilte Energieminister Alexander Nowak mit. Sollte die Regierung in Kiew die Vorauszahlungen an den Staatskonzern Gazprom versäumen, könnte Russland früheren Drohungen zufolge das Liefervolumen drosseln. Mit seiner jüngsten Mitteilung konkretisierte der Minister nun die Forderungen: Gazprom werde der Ukraine vor dem 16. Mai eine vorläufige Rechnung schicken, hieß es am späten Donnerstagabend. Im Juni würde dem Land dann nur die Gasmenge geliefert, die es schon vor dem 31. Mai bezahlt hat.
Bereits bei früheren Streitigkeiten mit der Ukraine hatte Russland die Versorgung gedrosselt, so dass schließlich auch weniger Gas in das übrige Europa gelangte. Die EU deckt gut rund ein Drittel ihres Gas- und Ölverbrauchs mit Lieferungen aus Russland, rund die Hälfte davon strömt durch Pipelines in der Ukraine. Gazprom hatte am Mittwoch erklärt, die Ukraine habe auch ihre Gasrechnung vom April nicht bezahlt und stehe nunmehr mit 3,5 Milliarden Dollar bei den Russen in der Kreide. Gazprom verlangt von der Ukraine den höchsten Kubikmeterpreis in Europa.
Die Ukraine hatte in dieser Woche vom Internationalen Währungsfonds (IWF) Hilfen in Höhe von rund 3,2 Milliarden Dollar erhalten. Die ist die erste Tranche eines Programms, mit dem der IWF der Ukraine binnen zwei Jahren mit insgesamt 17 Milliarden Dollar unter die Arme greifen will.