Politik

Türkei: YouTube nach 67 Tagen wieder freigeschaltet

Lesezeit: 1 min
04.06.2014 01:46
Aufatmen unter türkischen YouTube-Usern: Nach mehr als zwei Monaten hat die türkische Telekommunikationsbehörde (TİB) an diesem Dienstag den Zugang zur Videoplattform wieder freigegeben. Ganze 67 Tage stand YouTube nicht zur Verfügung. Einschlägige Gerichtsurteile wurden von der Regierung ignoriert.
Türkei: YouTube nach 67 Tagen wieder freigeschaltet

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  

Dem jetzigen Schritt ging ein Urteil des türkischen Verfassungsgerichts voraus. Die Richter vertraten die Ansicht, dass die Blockade von YouTubesowohl gegen die Rechte der Nutzer als auch die Freiheit der Rede verstoße. Eine ähnliche Einschätzung ließ das Gericht schon zuvor im Zusammenhang mit der Twitter-Blockade in der Türkei verlauten.

Am 3. Juni beugte sich die TİB schließlich dem Verfassungsgericht. Ein entsprechender Hinweis auf der Webseite wurde entfernt. Das berichtet die türkische Zeitung Hürriyet. Das Oberste Gericht der Türkei hatte die landesweite You-Tube-Sperre bereits vor fünf Tagen als gesetzteswidrig eingestuft. Die Sperre sei unverzüglich aufzuheben. Die Entscheidung der Richter war bindend.

Schon Anfang April hatte YouTube Beschwerde beim Verfassungsgericht eingereicht. Daneben übte das US-Unternehmen Druck an anderen Stellen aus, um eine Aufhebung der Sperre zu erwirken. Ohne Erfolg. Gleich mehrere einschlägige Urteile niederer Instanzen wurden ignoriert.

Zuvor hatte die türkische Telekommunikationsbehörde (TİB) das Twitter-Verbot im Zuge eines entsprechenden Urteilsspruchs vom Verfassungsgericht aufgehoben. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Maßnahme die Rechte der User verletzt. Damals reagierte die Behörde allerdings zügiger: Nur 24 Stunden später hob die TİB die Blockade auf.

Schon jenes Urteil zeigte jedoch die Kluft zwischen Verfassungsgericht und Regierung. Kurz nach dem entscheidenden Twitter-Urteil Anfang April setzte das oberste Gericht des Landes auf Signalwirkung und legte sich kurzerhand selbst einen Account beim Microblogging-Dienst zu.

Die Telekommunikationsbehörde machte mit ihrer YouTube-Sperre am 27. März zum ersten Mal von ihren neuen Befugnissen Gebrauch und agiert ohne Gerichtsbeschluss. Möglich wurde das durch die Anfang Februar verabschiedete verschärfte Internet-Gesetzgebung. Nur Stunden zuvor waren sensible Gesprächsmitschnitte aus dem türkischen Außenministerium ins Netz gelangt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...