Politik

Olli Rehn: EU verliert wegen Krise ihre Weltmacht-Rolle

Der geopolitische Einfluss Europas erodiert derzeit, warnt Währungskommissar Olli Rehn. Man müsse das Vertrauen wieder herstellen, um den Einfluss Europas zu schützen. Die Staaten müssten das Bild eines geeinten Europas zeigen, sonst könnten keine Früchte geerntet werden. Der ESM, die Stabilitätsgewährung der EZB und ein Entwicklungsplan für die Währungsunion würden dabei helfen.
23.08.2012 14:15
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Wirtschaftsleistung der Eurozone nimmt weiter ab

„In der politischen Entscheidungsfindung bezüglich globaler, wirtschaftlicher Angelegenheiten wie bei der G20 und bei IWF-Treffen“ sei die EU derzeit nur in der „Empfängerposition“, bedauerte EU-Währungskommissar die fehlende Fähigkeit der Einflussnahme der EU. Die Schuldenkrise gefährde die Weltmacht-Rolle und die Verhandlungsposition der EU, sagte er dem WSJ zufolge bei einer Versammlung in Helsinki. „Bei diesem Tempo (der Schuldenkrise, Anm. d. Red.) wird Europas Stellung in der Weltwirtschaft bedrohlich geschwächt.“

Die Wirtschaftskrise in der EU und vor allem in der Eurozone sei eine Krise des Vertrauens. „Wir können das Vertrauen am besten stärken, indem wir das Bild eines geeinten Europäischen Teams präsentieren“, folgerte Olli Rehn. Die europäischen Entscheidungsfindungen sollten ein „vertrauensbildender Mannschaftssport sein“, sonst werde man nichts ausrichten und keine „Früchte ernten“.

Für das Überleben des Euro seien zudem mehrere Kernstrategien wichtig, so der Währungskommissar. Einerseits beispielsweise die Stabilisierung der öffentlichen Finanzen und die Durchführung entsprechender Strukturreformen in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Andererseits aber auch die Schaffung der Bankenaufsicht und die Inbetriebnahme des ESM. Da dieser die Banken direkt kapitalisieren könne, würde das die Schuldenlast der Länder nicht mehr erhöhen und entsprechend den Druck des Marktes senken. Wichtig seien aber auch ein Entwicklungsplan für die Wirtschafts- und Währungsunion und die weitere Wahrung der Aufgaben der EZB zur Stabilisierung der Preise (die sieht die Bundesbank aber aufgrund der Bankenaufsicht bereits in Gefahr – hier).

Weitere Themen

US-Notenbank kündigt weitere Geldschwemme an

EU-Kommission will ehemalige Peugeot-Mitarbeiter mit 11,9 Millionen Euro unterstützen

Bank of England: Deutschland trifft Mitschuld an der Krise, muss Anleihenkäufe der EZB erlauben

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...