Politik

Österreich: Nationalbank warnt Banken vor Rückzug aus Osteuropa

Lesezeit: 1 min
07.07.2014 17:20
Die Österreichische Nationalbank hat Banken des Landes vor einem Rückzug aus Osteuropa gewarnt. Offenbar fürchtet die Zentralbank gravierende Folgen für den europäischen Finanzsektor, sollten sich die Banken plötzlich zurückziehen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die österreichische Nationalbank bläst trotz der jüngsten Turbulenzen nicht zum Rückzug österreichischer Banken aus Osteuropa. Die Wachstumsaussichten seien dort weiterhin vielversprechend und besser als im Rest Europas, erklärte die Notenbank (OeNB). „Ich glaube nicht, dass der Zeitpunkt gekommen ist, sich mit Rückzugsszenarien zu beschäftigen“, sagte OeNB-Direktor Andreas Ittner am Montag.

Die Nationalbank ist gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht für die Kontrolle der österreichischen Banken zuständig. Deren Osteuropa-Hoffnungen hatten vergangene Woche einmal mehr einen Dämpfer bekommen: Die Erste Group hatte wegen Problemen in Rumänien und Ungarn einen Verlust von bis zu 1,6 Milliarden Euro für das laufende Jahr angekündigt. Zudem hatte in den vergangenen Wochen der Sturm auf zwei Banken in Bulgarien für Schlagzeilen gesorgt. In dem Land sind auch österreichische Institute vertreten.

Die Aufseher sehen dahinter jedoch keine Krise für den gesamten Sektor. Die Probleme der Erste Group in Rumänien seien großteils hausgemacht, erklärte die OeNB. Sie hatte vor der Krise für 3,75 Milliarden Euro die größte rumänische Bank BCR übernommen und musste den Wert der Tochter bereits mehrmals abschreiben, weil sich die Ertragsaussichten eingetrübt haben. Im laufenden Jahr droht eine weitere Abschreibung von bis zu einer Milliarde Euro.

Grund für den erwarteten Rekordverlust sind auch weitere Zwangsmaßnahmen der ungarischen Regierung bei den umstrittenen Fremdwährungskrediten: Sie hat am Freitag ein Gesetz beschlossen, das Gebühren- und Zinserhöhungen rückgängig machen soll. Die Kosten müssen die Banken tragen. Sie werden von der ungarischen Nationalbank für den gesamten Sektor auf umgerechnet 1,9 bis 2,9 Milliarden Euro geschätzt. Betroffen sind neben der Erste auch noch andere österreichische Banken wie die Raiffeisen Bank International und die UniCredit -Tochter Bank Austria sowie die BayernLB.

Mit dem Schritt will Ungarn die Kreditnehmer entlasten. Viele Ungarn hatten vor der Krise Darlehen in Franken aufgenommen und können diese wegen des Wertverfalls der landeseigenen Währung Forint nicht mehr zurückzahlen. Welche Kosten damit auf die österreichischen Banken zukämen, sei noch nicht abschätzbar, erklärte die Nationalbank. Die Erste Group dürfte jedoch allein aufgrund der Größe ihrer ungarischen Tochter stärker als andere österreichische Institute von den Maßnahmen betroffen sein, sagte Ittner.

In anderen osteuropäischen Ländern wie Tschechien oder Russland würden die Banken weiterhin gutes Geld verdienen, erklärte die OeNB. Dennoch müssten sie in den kommenden Jahren ihre Kapitaldecke weiter aufpolstern, um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können. Deren Kernkapitalquote sei im Schnitt ein bis zwei Prozentpunkte höher. Um diese Lücke zu schließen, sollten die Banken Gewinne einbehalten oder den Kapitalmarkt anzapfen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...