Politik

Während die Deutschen nur an Fußball denken, droht massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit

Lesezeit: 2 min
10.07.2014 01:35
Angela Merkel und Joachim Gauck fliegen nach Brasilien. Doch in Deutschland droht ein jähes Ende der heilen Welt. Vor allem der Außenhandel ist schwach. Die deutsche Industrie fährt die Produktion zurück. In den kommenden Jahren werden zahlreiche Arbeitsplätze im Industrie-Sektor wegfallen. Es droht eine massive Arbeitslosigkeit.

Der 7:1-Sieg der deutschen Elf gegen den Favoriten und WM-Gastgeber Brasilien kommt den PR-Strategen in Politik und Wirtschaftsverbänden gerade recht. Die zuletzt negative Meldungen aus der Wirtschaft, so ist die Hoffnung, werden dadurch an den Rand der Aufmerksamkeit gedrängt.

Die DWN berichteten: Im Mai gingen die Auftragseingänge der deutschen Industrie unerwartet stark zurück (mehr hier), außerdem sanken die deutschen Exporte und Importe (mehr hier).

Zuletzt musste das Bundeswirtschaftsministerium auch noch bekannt geben, dass die Gesamtleistung des deutschen produzierenden Gewerbes im Mai ebenfalls zurückging. Gegenüber April verringerte sich die Leistung des aus Industrie, Baugewerbe und Energiewirtschaft bestehenden Wirtschaftszweiges um 1,8%. Die Industrieproduktion war mit einem Rückgang von 1,6% betroffen, die Bauleistungen gingen gar um 4,9% zurück.

Damit zeigte sich im Mai bereits der dritte Monats-Rückgang im produzierenden Gewerbe in Folge. Durch die negativen Zahlen ist bereits absehbar, dass sich die noch gute deutsche Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal (das BIP stieg um 0,8% zum Vorquartal) im zweiten Quartal nicht fortsetzen wird.

Aber wie geht es weiter? Ist die langsame Konjunkturerholung nun dauerhaft gestoppt?

Vor allem der Außenhandel lahmte nicht nur im Mai, er lahmt schon seit einigen Monaten. Denn während im Mai nur Waren im Wert von 92,0 Milliarden Euro exportiert wurden, waren es im letzten Oktober noch Waren im Wert von 99,1 Milliarden Euro. Wenn man Kalender-Effekte (also Feiertags-Effekte) und Saison-Effekte herausrechnet, bleibt bestenfalls eine Stagnation gegenüber letzten Oktober.

Nicht ganz so düster sieht bisher das Bild sowohl bei den Auftragseingängen in der Industrie als auch bei der Gesamtleistung des produzierenden Gewerbes aus. Trotzdem beide Werte aktuell zurückgegangen sind, dürfen Optimisten hoffen, dass der schwache positiven Trend der letzten Zeit noch nicht gebrochen ist.

So zeigen die langen Zeitreihen: Der Index der Auftragseingänge erreichte ein vorübergehendes Tief im September 2012 bei einem Wert von 100,2 und steht nun immer noch bei 108,9. Der Höchststand war erst im April 2014. Der Index der Industrieproduktion erreichte sein letztes Tief im Januar 2013 mit 104,9 und steht nun immer noch bei 108,7. Der Höchststand war im Februar.

Was die langen Zeitreihen aber auch offenbaren: Die deutsche Industrie hat sich von dem Schock 2008/09 nie vollständig erholt. Das heißt: der Wert ihrer Produktion liegt immer noch unter dem zu Zeiten der Hochkonjunktur Ende 2007/Anfang 2008. Und das Volumen ihrer Auftragseingänge liegt immer noch deutlich unter dem in der Spitze des Jahres 2007.

Die viel gelobte deutsche Industrie, der Hort von Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sie schwächelt also. Und dies offenkundig nicht nur vorübergehend, sondern strukturell. Gleichzeitig steigt aber durch Rationalisierungen die Produktivität in der deutschen Industrie weiter. Steigende Produktivität bei stagnierender Nachfrage bedeutet aber: Weiterhin werden immer weniger Menschen in der Industrie Arbeit finden.

DWN
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