Unternehmen

Sanktionen: USA treiben Schwellenländer in die Arme der Russen

Die Sanktionen gegen Russland könnten eine politische Spaltung der Welt zur Folge haben. Ein Keil zwischen Schwellen-und Industrieländern ist eine unerwartete politische Folge der Wirtschaftssanktionen. Die Amerikaner treiben damit viele Schwellenländer förmlich in die Arme der Russen.
03.08.2014 01:07
Lesezeit: 1 min

Als Vergeltung gegen die Sanktionen des Westens könnte Russland den Rückzug der Schwellenländer gen Osten weiter verstärken.  Der Trend zur Abspaltung aus den globalen Finanz-Institutionen, der mit der Gründung der BRICS-Bank begonnen hat, wird durch den versuchten Ausschluss Russlands aus dem Finanzsystem beschleunigt vorangetrieben. Wie eine Analyse des europäischen Think Tanks Open Europe nahelegt, hielten sich die wirtschaftlichen Folgen dieser Entwicklung zwar bisher in Grenzen. Die politischen Folgen jedoch könnten viel schwerwiegender sein. Der Analyse zufolge treibe der Handelskrieg einen Keil zwischen die aufstrebenden Schwellenländer auf der einen Seite und die etablierten Industrieländern auf der Anderen.

Die Strategien des Westen, Russland wirtschaftlich zu isolieren, lässt vor allem die ohnehin enger werdenden Beziehungen zwischen Russland und China noch fester werden. Obamas Versuche, Peking zu Sanktionen gegen Russland zu bewegen, waren zum Scheitern verurteilt. Doch nicht nur Asien, auch Südamerika legt immer weniger Wert auf westliche Allianzen. Argentinien will seine Bankrott-Erklärung durch US-Rating-Agenturen partout nicht anerkennen und macht stattdessen US-Richter verantwortlich. Das Land wird von amerikanischen Ratingagenturen nicht mehr als aufstrebendes "Schwellenland", sondern als absteigender "Frontier State" bezeichnet und prüft derzeit ein Verfahren gegen die USA wegen spekulativer Angriffe. Gleichzeitig hat Putin auf seiner Latein-Amerika-Tour im Juli Argentinien als einen der wichtigsten russischen Handelspartner bezeichnet und "Kooperation auf allen Ebenen" zugesichert (Euronews berichtete). Ähnlich gut sind die Beziehungen zu Brasilien, Venezuela oder dem "klassischen" US-Antagonisten Kuba.

Doch die Grenzen verlaufen nicht mehr nur zwischen Ost und West. Nicht erst durch Anti-Dollar-Allianz (mehr hier) hat Russland viele neue Freunde gefunden. Putin hat überall dort leichtes Spiel, wo Amerika sich durch seien Wirtschafts- und Außenpolitik über Jahre hinweg unbeliebt gemacht hat. Wenn die USA jetzt weltweit Solidarität gegen den russischen Despoten fordern, zeigt das möglicherweise auch, wie wenig sie sich ihrer schwindenden Macht bewusst sind. Die Mauer, mit der die USA versucht Russland zu isolieren, könnte sie am Ende selbst aussperren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aktienmärkte drehen ins Plus: Trump gibt im Zollstreit nach – aber nicht gegenüber China
09.04.2025

Die wirtschaftspolitische Linie des US-Präsidenten bleibt unklar. Gerade eingeführte US-Zölle werden plötzlich ausgesetzt – ein...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD steht: Industriestrompreis kommt, Bürgergeld wird verschärft, Heizungsgesetz soll weg
09.04.2025

Nach intensiven Koalitionsverhandlungen steht der neue Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU fest. 45 Tage nach der Bundestagswahl...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Zwischen Rekordjagd und Rückschlagsgefahr – wie Anleger sich jetzt verhalten sollten
09.04.2025

Nach einem kurzen Rücksetzer bewegt sich der Goldpreis aktuell wieder in Richtung seines Rekordhochs. Die jüngsten Entwicklungen im...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD: Wirtschaft sieht Licht und Schatten im Koalitionspapier
09.04.2025

Das Regierungsabkommen von CDU, CSU und SPD stößt in der Wirtschaft auf eine differenzierte Resonanz. Verschiedene Branchenvertreter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diversitätsprogramme: Sollen sich deutsche Unternehmen Trumps Agenda anpassen?
09.04.2025

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend mit einem schwierigen Dilemma konfrontiert, das sich mit jedem Tag weiter zuspitzt. Die Financial...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Azubi-Recruiting: Wie Unternehmen Auszubildende finden und was Personaler beachten sollten
09.04.2025

Der War of Talents existiert nicht nur bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften, sondern auch bei der Suche nach passenden...

DWN
Politik
Politik Zollstreit mit Trump: EU stimmt für erste Gegenzölle auf US-Produkte - Levi’s, Rice Krispies und Brillo-Pads im Fokus
09.04.2025

Die EU ist bereit, Zölle von bis zu 25 Prozent auf Hunderte von US-Produkten zu erheben, darunter Nicorette-Kaugummi, Brillo-Pads,...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Kräftige Verluste zum Start in den Mittwochshandel - Trumps Zollpaket belastet
09.04.2025

Der DAX ist am Mittwoch mit kräftigen Verlusten in den Börsenhandel gestartet. Trumps zweites Zollpaket ist in Kraft getreten und erhöht...