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Amerikas Wirtschaft wächst um 4 Prozent - dank eines Statistik-Tricks

Lesezeit: 2 min
14.08.2014 00:39
Die Amerikaner präsentieren sich der Welt als Wachstums-Land. Doch mit den neuen, guten Zahlen, sollen vor allem die Kreditgeber beeindruckt werden. Denn die Berechnung der USA beruht auf Prognosen. In der Regel werden die realen Zahlen erst viel später eingepflegt - wenn niemand mehr davon redet, dass der US-Aufschwung mehr Schein als Sein gewesen ist.

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Die USA und Asien schieben die Weltwirtschaft an, meldet das ifo-Instiut. In Europa, dem Nahen Osten und Lateinamerika hingegen verliert die Konjunktur an Fahrt, teilten die Münchner Forscher am Mittwoch mit.

Das Barometer für das Weltwirtschaftsklima im dritten Quartal kletterte um 2,7 auf 105 Punkte und erreichte nun den höchsten Wert seit Anfang 2011. „Allerdings haben die Risiken zugenommen“, warnte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. So sähen fast drei Viertel der befragten Experten vor allem „in steigenden Energiepreisen und in Engpässen in der Versorgung“ eine Gefahr für die Weltwirtschaft.

Doch in den Vereinigten Staaten droht diese Gefahr augenscheinlich nicht: Vier Prozent Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal – diese frohe Botschaft verkündete das US-Handelsministerium kürzlich. Entgegen dem globalen Trend scheinen die Vereinigten Staaten kein Problem mit dem Aufschwung zu haben.

Doch liest man die Jubel-Meldungen bis zum Ende, entpuppt sich die hervorragende Entwicklung als Statistik-Trick.

Die USA rechnen nämlich das Wachstum aus einem Quartal auf das gesamte Jahr hoch. Die vier Prozent ergeben sich also aus der Annahme, dass die Wirtschaft die kommenden zwölf Monate kontinuierlich so wachsen wird, wie in diesem einen Quartal. Würde man das zweite Quartal unter europäischen Standards bewerten, bliebe nur noch ein Wachstum von einem Prozent.

Diese Rechenmethode hat keinen Bestand. In derselben offiziellen Meldung, in der das hervorragende Wachstum verkündet wird, werden unter dem Punkt „Revisionen zum realen BIP“ gleichzeitig alte Zahlen berichtigt.

Das offizielle Wachstum zwischen 2011 und 2013 lag nicht – wie zuvor vom Ministerium angegeben – bei 2,2 Prozent, sondern wurde auf zwei Prozent runtergeschraubt. Konkret lag die Schätzung für das Jahr 2011 um 0,2 Prozentpunkte zu hoch, im Jahr 2012 um 0,5 Prozentpunkte und im vergangenen Jahr um 0,3 Prozentpunkte.

Diese Rechenspiele haben Tradition: Im Jahr 2002 verkündete George W. Bush für das erst Quartal ein Wachstum von 5,8 Prozent, zwölf Jahre später hat die Behörde es bereits auf 3,7 Prozent herabgestuft. Je länger die Wachstumszahlen zurückliegen, desto stärker müssen sie nach unten korrigiert werden. Somit bleibt offen, was aus den minus 0,2 Prozent für die Jahre 2011 bis 2013 in einigen Jahren noch bleiben wird.

Die Arbeitslosenquote wird in den USA ebenfalls nicht korrekt dargestellt. Im Juli lag sie bei 6,2 Prozent oder 9,7 Millionen US-Bürgern, ein Jahr zuvor lag die Quote noch bei 7,3 Prozent. Doch Vollbeschäftigung ist nicht in Sicht. Die Löhne legen trotz des Aufschwungs nur leicht zu. Die Fed päppelt die Wirtschaft daher noch immer mit Geldspritzen auf und will an der Nullzinspolitik bis ins nächste Jahr hinein festhalten.

Yellens Stellvertreter Stanley Fischer bezweifelt dennoch, dass die US-Konjunktur an alte Zeiten anknüpfen und Wachstumsraten von vier Prozent und mehr erreichen kann. Langfristig sei wohl nur noch mit einem jährlichen Plus von zwei Prozent zu rechnen. Noch 2009 hatte die Fed einen vollen Prozentpunkt mehr veranschlagt, berichtet Reuters.

Der Ökonom Matthew Slaughter von der US-Eliteuniversität Dartmouth sieht „eine kleine Gruppe von Hochqualifizierten“ als eigentliche Gewinner des von der Globalisierung angestoßenen Produktivitätsfortschritts in den USA. Ein Blick auf die Zahlen des Amtes für Arbeitsstatistik (BLS) zeigt, dass die soziale Schere auseinandergeht. In den Jahren 2001 bis 2013 verringerte sich die Zahl der Amerikaner in den zehn obersten Gehaltsetagen nur um vier Prozent.

Wer seinen Job behielt, profitierte in diesem Zeitraum von einer Lohnsteigerung von 28 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten in den unteren zehn Gehaltsklassen stieg zugleich um fast 15 Prozent. Ihre Einkommen sanken laut BLS-Statistik preisbereinigt um 5,5 Prozent.

 


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