Politik

80 Prozent der Franzosen halten Regierung für unfähig

Lesezeit: 2 min
24.08.2014 00:26
Mehr als 80 Prozent der Franzosen glauben nicht, dass die Regierung von Präsident Hollande die Wirtschaft des Landes voranbringen kann. Auch für die Zukunft erwarten die Bürger hohe Defizite, wirtschaftliche Stagnation und eine Rekord-Arbeitslosigkeit. Premier Valls fürchtet einen „schwierigen“ Herbst.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach den politischen Sommerferien erwarten den französischen Präsident Francois Hollande massive Probleme. Die Wirtschaft des Landes stagniert. Die Haushaltsdefizite geraten außer Kontrolle. Die Bürger haben jedes Vertrauen in die Regierung verloren. Sogar aus der eigenen sozialistischen Partei kommen Angriffe gegen Hollande.

Am Mittwoch wird die Regierung ihre erste Kabinettsrunde nach den Sommerferien abhalten. In der vergangenen Woche sagte Frankreichs Finanzminister Michel Sapin, dass die Wirtschaft des Landes „zusammengebrochen“ ist. Das Wachstum in den letzten sechs Monaten lag bei 0 Prozent. Die Regierung hat daher ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 0,5 Prozent gesenkt.

Premier Manuel Valls sagte, dass die Herbstmonate voraussichtlich „schwierig werden“. Die Arbeitslosigkeit in Frankreich befindet sich auf einem Rekordhoch. Zudem macht die EU Druck gegen das Land, weil es noch immer zu hohe Defizite macht. „Wir haben ein viel zu schwaches Wachstum, in Frankreich und in Europa“, zitiert BI den Premier.

In Deutschland und Italien ist das BIP im zweiten Quartal sogar geschrumpft (mehr hier). Wegen der schwachen wirtschaftlichen Aktivität und dem damit verbundenen Rückgang der Kreditvergabe gibt es in der Eurozone derzeit nur relativ geringe Anstiege der Verbraucherpreise. Obwohl die EZB das Finanzsystem mit Billionen Euro flutet, sind die Preise im vergangenen Monat sogar gefallen.

Hollandes Antwort auf die wirtschaftliche Misere war sein sogenannter „Pakt der Verantwortung“, mit dessen Hilfe Jobs geschaffen werden sollten. Doch dieser Pakt hat während der Sommerpause einen heftigen Rückschlag vor Gericht erlitten.

Der Verfassungsgericht lehnt einen entscheidenden Teil der Reform ab, wonach die Sozialabgaben für Geringverdiener reduziert werden sollten. Das erklärte Ziel war es, den Konsum anzukurbeln, indem die Arbeiter mehr Geld von ihrem Lohn behalten dürfen und es ausgeben.

Eine Umfrage des Instituts IFOP zeigt, dass die Franzosen ihre Regierung derzeit für unfähig halten, die Probleme des Landes zu lösen. So sagen 82 Prozent der befragten, dass sie kein Vertrauen in die Regierung haben, konkrete Ergebnisse im Hinblick auf die Reduzierung der Defizite zu erreichen.

Zudem erwarten 84 Prozent der Franzosen keine konkreten Ergebnisse im Hinblick auf die Stärkung der Wirtschaft. 85 Prozent sagen, dass die französische Regierung im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit nichts Konkretes erreichen wird.

Auch Hollandes persönliche Umfragewerte sind noch immer nahe ihrem historischen Tiefstand. Mehr als die Hälfte der Franzosen sind mit ihrem Präsidenten François Hollande nicht zufrieden. Insgesamt zeigen sind 54 Prozent der Franzosen unzufrieden mit den bisherigen Leistungen des sozialistischen Präsidenten (mehr hier).

Sogar aus der eigenen Partei kommen scharfe Angriffe gegen Hollande. „In den vergangenen zwei Jahren, auf allen Gebieten, wenn wir etwas Voraussicht und Methode gehabt hätten, würden wir weniger Problem haben“, sagte Martine Aubry, ein führendes Mitglied der Sozialisten

Sie kritisiert Hollandes Pläne, die Regionalgrenzen im Land zu verändern. Aus den 22 Regionen sollen demnach 13 werden. Die radikale linke Partei, ein kleiner Koalitionspartner mit einem Minister, hat bereits damit gedroht, die Koalition zu verlassen, wenn sie bei dem Thema „nicht gehört“ werde.

Auch Hollandes politischer Rivale Nicolas Sarkozy könnte den Präsidenten bald wieder unter Druck setzen. Der frühere Präsident wird in den kommenden Monaten darüber entscheiden, ob er in die französische Politik zurückkehrt. Sobald er seine juristischen Probleme geklärt hat (mehr hier), könnte er die Führung der konservativen UMP übernimmt.

Bei der kommenden französischen Präsidentschaftswahl 2017 könnte sich aber auch die Chefin des rechten Front National, Marine Le Pen, durchsetzen. Nach einer aktuellen Umfrage würde sie zumindest die erste Wahlrunde gewinnen und in die Stichwahlen einziehen (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...