Politik

Hongkong: Demonstranten geben nach und räumen Verwaltungs-Bezirk

Die Veranstalter der Proteste in Hongkong haben am Sonntag der Forderung der Regierung nachgegeben und zugesagt, den Verwaltungsbezirk zu räumen. Ob sie sich dauerhaft zurückziehen werden, ist unklar. Ein Anführer sprach von der "Ruhe vor dem Sturm".
05.10.2014 17:01
Lesezeit: 1 min

Die Demonstranten in Hongkong geben den Forderungen der Regierung teilweise nach. Die Blockade von Verwaltungsgebäuden in der chinesischen Metropole werde beendet, kündigten die Demonstranten am Wochenende an. Damit reagierten sie auf die Warnung des Hongkonger Verwaltungschefs Leung Chun-Ying, die öffentliche Ordnung mit entschiedenen Maßnahmen wiederherzustellen, sollte die Lage weiter außer Kontrolle geraten. Zudem zogen sich Demonstranten aus dem Arbeiterbezirk Mong Kok zurück, wo es zuletzt zu Ausschreitungen gekommen war. In anderen Teilen der Sonderverwaltungszone zeigten sich die Anführer der Proteste indes entschlossen, ihre Demonstrationen fortzusetzen.

Leung forderte, am wichtigsten sei zunächst, dass die Demonstranten den Zugang zu den Regierungsgebäuden wieder freimachten, damit die rund 3000 Verwaltungsmitarbeiter ihre Arbeit verrichten könnten. Er setzte eine Frist bis Montag. Am Sonntag beendeten die Demonstranten unter anderem die Belagerung von Leungs Amtssitz, Polizisten entfernten die Barrikaden.

Die Proteste richteten sich gegen Leung, sagte ein Anführer der Demonstranten, Benny Tai. Wenn dessen Forderung einer Beendigung der Blockade erfüllt werde, habe der Verwaltungschef keine Argumentationsgrundlage mehr, die Proteste gewaltsam zu beenden, sagte Tai auf einer Massenkundgebung am Samstagabend. Die Demonstranten fordern einen Rücktritt Leungs und eine direkte Wahl des Regierungschefs. Die seit mehr als einer Woche anhaltenden Proteste Zehntausender Regierungsgegner haben sich am Beschluss der kommunistischen Führung in Peking entzündet, bei der Wahl des Hongkonger Verwaltungschefs 2017 nur handverlesene Kandidaten zuzulassen.

In der Nacht zum Sonntag kam es in Mong Kok wie an den Tagen zuvor erneut zu vereinzelten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Gegnern der Demokratiebewegung und der Polizei. Nach dem Rückzug einiger Demonstranten aus dem Bezirk kursierten in den Internet-Netzwerken Aufrufe, sie sollten sich den Protesten an der sogenannten Admiralität, dem Zentrum des Regierungsbezirks, anschließen.

"Wir müssen in den kommenden Tagen vorsichtig sein", sagte der Anführer der Hongkonger Studentenvereinigung, Alex Chow, vor Demonstranten. "Angesichts der drohenden Gewalt müssen wir standhaft und tapfer bleiben. Dies ist nur die Ruhe vor dem Sturm."

Hongkongs Finanzsekretär John Tsang schrieb in einem Internet-Blog von einem kritischen Moment. Hongkongs "Finanzfundamente und Grundwerte" seien durch die Proteste erschüttert worden, sagte Tsang, dessen Posten mit dem eines Finanzministers vergleichbar ist.

Kanzlerin Angela Merkel rief die chinesischen Sicherheitskräfte zur Zurückhaltung auf. "Ich bin sehr froh, dass die Proteste bis jetzt friedlich waren, und hoffe auf eine besonnene Reaktion auch der Polizei", sagte Merkel am Samstag in ihrer wöchentlichen Video-Erklärung. Das Recht der Bevölkerung auf Meinungsfreiheit müsse respektiert werden. Am Freitag finden in Berlin die dritten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen statt, bei denen auch die Proteste in Hongkong ein Thema sein dürften.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...