Politik

Total-Chef Margerie: US-Kritiker und Freund Russlands

Lesezeit: 1 min
21.10.2014 16:09
Der verstorbene Chef des französischen Energie-Riesen Total war ein Gegner der Wirtschafts-Sanktionen gegen Russland und den Iran. Europa könne nicht ohne russisches Gas leben und dafür gebe es auch keinen Grund, so de Margerie. Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt sagte er, es dürfe keine neue Berliner Mauer geben.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der tödlich verunglückte Total-Chef Christophe de Margerie wollte den Zugang zu russischen Energieträgern offen halten.

Bezüglich der politischen Spannungen zwischen der EU und Russland sagte er:

„Können wir in Europa ohne russisches Erdgas leben? Nein. Gibt es Gründe dafür, ohne damit auszukommen? Ich denke: Nein.“

Total plant im Rahmen des Jamal-Projekts im Nordwesten Sibiriens, große Mengen Erdgas zu fördern. Der Total-Chef trat in den vergangenen Monaten auch als Wortführer einer Allianz gegen den Dollar als Weltwährung auf. Er sehe keinen ernsthaften Grund darin, warum der weltweite Öl-Handel in US-Dollar abgewickelt wird.

Es gibt keinen Grund Öl in Dollar zu bezahlen“, so de Margerie. Stattdessen sollte der Euro den US-Dollar weitgehend ersetzen. Das sei auch möglich, wenn der Preis pro Barrel weiterhin in US-Dollar festgelegt werde.

De Margerie hatte betont, Europa könne nicht ohne russisches Gas leben und dafür gebe es auch keinen Grund. Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt sagte er Reuters im Juli, es dürfe keine neue Berliner Mauer geben. „Russland ist unser Partner, und wir sollten nicht unsere Zeit damit verschwenden, uns vor einem Nachbarn zu schützen.“

Darüber hinaus kritisierte er die Teilnehmer der Klimakonferenz 2009 in Dänemark.

„Wir haben auch Probleme mit dem Energiezugang. Wenn Sie sich lediglich um ein Anliegen kümmern, sind wir tot. Aber wir wollen nicht sterben (…) Kohlenstoff ist kein Feind, Kohlenstoff ist das Leben“, zitiert ihn die FT.

Damit übte de Margerie scharfe Kritik an der These, brauner Kohlenstoff trüge massiv dazu bei, die Klimaerwärmung anzukurbeln. So sei Energiesicherheit ebenfalls ein wichtiges Thema, das auf die Agenda der Klimakonferenz gehöre.

Der Franzose hielt den harten Kurs des Westens gegen Russland und den Iran für falsch. 2007 leitete die französische Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Bestechung gegen Christophe de Margerie ein. Er soll Beamte im Iran bestochen haben, um seinem Ölkonzern Zugang zu iranischem Erdgas zu verschaffen. Doch zu einer Verurteilung kam es nicht.

Zu einigen Golfstaaten hatte der Franzose ein gutes Verhältnis. Einer seiner Vertrauten war der ehemalige Ministerpräsident und Energieminister Katars, Abdullah bin Hamad Al Attiyah. Das Emirat Katar und Total sind enge Partner bei der weltweiten Ölförderung, meldet die New York Times.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...