Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) distanziert sich von einer Studie, die bei den europäischen Banken Kapitallücken in Höhe von 84 Milliarden Euro gefunden hat. Die Studie spiegle „nicht zwingend“ die Ansichten der OECD wider, erklärte die Organisation am Montag in Paris. Es handele sich vielmehr um einen Beitrag zweier niederländischer Wissenschaftler für ein Seminar der Organisation.
Eine im November veröffentlichte Studie der OECD stellte fest, dass viele Banken in der Eurozone unzureichend mit Kapital versorgt sind. Die Kapitaldecke richtet sich nach risikogewichtigen Kennziffern, wie Format berichtet. Danach sehe Deckung vieler Banken zwar ausreichend aus, „aber mit diesem Indikator lassen sich Bankenprobleme nur schlecht voraussagen“.
Stattdessen solle sich das Eigenkapital nach der Verschuldungsquote einer Bank richten, so die OECD. Sie forderte, dass fünf Prozent der Bilanzsumme vom Eigenkapital der Bank gedeckt sein müssten. Damit ging sie über die Forderung des Baseler Ausschusses von drei Prozent Kapitaldeckung hinaus.
Auch die niederländischen Forscher Dirk Schoenmaker und Toon Peek beziehen sich in ihrer Studie auf eine Verschuldungsquote von drei Prozent. Demnach fehlt allein der Deutschen Bank Eigenkapital im Umfang von 19 Milliarden Euro. Die Commerzbank weißt eine Kapitallücke von 7,7 Milliarden Euro auf. Die französische Credit Agricole hat ihren Untersuchungen zufolge sogar eine Lücke von 31,5 Milliarden Euro.
Schoenmaker sagte der Wirtschaftswoche, er gehe davon aus, dass die EZB bei ihrer Bilanzprüfung trotz eines unterschiedlichen Ansatzes eine änhlich große Kapitallücke finden werde. Auch der ehemalige Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark, sagte im November letzten Jahres große Kapitallücken vorher. “Ich hoffe, dass es im zweistelligen Milliardenbereich bleibt”, so Stark (mehr hier). Die EZB plant im Frühjahr die Bilanzen der großen europäischen Banken zu prüfen und die Institute einem sogenannten „Stresstest“ zu unterziehen (hier).