Nach den Pariser Anschlägen verfolgen die Ermittler eine heiße Spur Richtung Belgien: Die Pariser Staatsanwaltschaft habe in vier Fällen um Amtshilfe gebeten, teilte die belgische Staatsanwaltschaft am Samstagabend mit. Die Polizei nahm in Brüssel mehrere Verdächtige fest. Die Festnahmen hingen zusammen mit einem in Belgien gemieteten Polo, der vor dem Pariser Konzertsaal Bataclan gefunden wurde, sagte Justizminister Koen Geens.
Der Polizeieinsatz in Brüssel betraf das Stadtviertel Molenbeek. Nach Medienberichten sollen in dem Polo, der in Paris gefunden wurde, Parktickets aus Molenbeek entdeckt worden sein. Nach Angaben aus belgischen Ermittlungskreisen könnte ein Teil der Pariser Attentäter aus Belgien eingereist und dort von Mittätern unterstützt worden sein. Mehrere Augenzeugen in Paris sagten, ein Teil der Angreifer sei in einem Auto mit belgischem Kennzeichen eingetroffen.
Es bestehe der Verdacht, dass einer der in Molenbeek Festgenommenen sich am Freitagabend in Paris aufgehalten habe, sagte Regierungschef Charles Michel. Zur Identität des Mannes, der den Wagen mietete, gab es unterschiedliche Angaben. Der belgische Justizminister sprach von einem Belgier, der den Behörden bekannt gewesen sei. Der Pariser Staatsanwalt François Molins sagte, der Wagen sei von einem Franzosen mit Wohnsitz in Belgien gemietet worden. Die belgische Staatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben ein formelles Ermittlungsverfahren wegen Terrorismus ein.
Nach belgischen Medienberichten wurden bei dem Polizeieinsatz drei Verdächtige festgenommen. Dies wurde offiziell nicht bestätigt. Ein Anwohner berichtete, dass die Polizei in Molenbeek eine Straße absperrte, einen Wagen anhielt und einen Insassen mit Handschellen abführte, der zwischen 30 und 40 Jahre alt war. Die Boulevardzeitung "La Dernière Heure" berichtete, die Razzien hätten in den Wohnungen dreier junger Männer stattgefunden, die an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen sein sollen. Zu der Anschlagsserie am Freitagabend im Zentrum von Paris und dem nördlichen Vorort St. Denis mit 129 Toten und 352 Verletzten bekannte sich am Samstag die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Frankreich beteiligt sich seit Herbst 2014 am US-geführten Militäreinsatz gegen die Extremisten im Irak und fliegt seit September 2015 auch Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien.