Politik

Bayern beendet Flüchtlings-Streit mit Angela Merkel

Lesezeit: 1 min
10.05.2016 13:41
Bayern zieht im Streit um die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel die schweren Waffen ab: Die Verfassungsklage ist vom Tisch, weil der Bund bereit sei, die Grenzen zu kontrollieren. Tatsächlich ist der Streit ausgesetzt – weil viel weniger Flüchtlinge und Migranten es bis nach Deutschland schaffen.
Bayern beendet Flüchtlings-Streit mit Angela Merkel

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bayern und die Bundesregierung haben sich darauf geeinigt, dass an den Grenzen weiter kontrolliert werden soll. „Der Bund ist bereit, der Situation angepasst verstärkte Grenzkontrollen durchzuführen“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag in München. Es bestehe Einigkeit, dass die Personenkontrollen an den Binnengrenzen fortgeführt werden müssten, „bis ein wirksamer Schutz der EU-Außengrenzen gewährleistet ist“.

Herrmann hatte bei einem Treffen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Montagabend im Kanzleramt zum Flüchtlings-Streit beraten.

Dabei habe man sich auf ein weiteres Verfahren zur Sicherung der deutschen Grenzen geeinigt. Die Bundespolizei setzt demnach die Kontrollen an der Binnengrenze „sichtbar und effektiv“ fort und zwar der Lage angepasst und mit ausreichend Personal. Ein flankierender Einsatz bayerischer Schleierfahnder solle mögliche Sicherheitslücken vermeiden, da sich andere Migrations- und Schleuserrouten entwickeln könnten.

Es sei gemeinsame Überzeugung von Bundesregierung und bayerischer Staatsregierung, „dass die 'Politik des Durchwinkens' nicht hinnehmbar ist“, erklärte Herrmann. Sie sei weder EU-rechtskonform noch eine taugliche Lösung der Flüchtlingskrise, sondern trage zu deren Verschärfung bei. Der Bund und Bayern wollen sich für die unverzügliche Einführung eines Europäischen Ein- und Ausreiseregisters einsetzen. „Die EU muss verhindern, dass zum Beispiel Terroristen mit verschiedenen Identitäten durch halb Europa vagabundieren“, warnte Herrmann.

Die von Bayern lange angedrohte Verfassungsklage gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ist damit vorerst vom Tisch. Das hat das bayerische Kabinett am Dienstag in München entschieden. Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer hatte den Verzicht bereits vor einer Woche mit Blick auf den massiven Rückgang der Flüchtlingszahlen angedeutet.

„Der Bund ist dazu bereit, Maßnahmen zu einer Begrenzung von Flüchtlingsströmen zu treffen, falls sich die derzeit niedrigen Flüchtlingszahlen wieder erhöhen“, erklärte Herrmann. „Wir werden deshalb die Klage in die Schublade legen.“ Hermann warnte zugleich, sie könne dort aber auch „jederzeit“ wieder herausgeholt werden. Bayerns Justizminiser Winfried Bausback (CSU) betonte, die Rechtsposition Bayerns bleibe „klar und unverändert“.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von Treibstoffen, wie Benzin und Diesel....

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...