Unternehmen

US-Analystin: „Militär-Hilfen an Ukraine können in falsche Hände geraten“

Lesezeit: 1 min
10.02.2015 03:31
Die Russland-Analystin der US-Denkfabrik RAND, Olga Oliker, sagt, dass Russland die Ukraine nachhaltig destabilisieren und nicht besiegen wolle. Doch Waffen-Hilfen an Kiew seien trotzdem nicht der richtige Weg. Diese könnten in die falschen Hände geraten.
US-Analystin: „Militär-Hilfen an Ukraine können in falsche Hände geraten“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Gespräch mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten hat die Russland-Analystin der US-Denkfabrik RAND Corporation, Olga Oliker, die Lage des ukrainischen Militärs in der Ost-Ukraine als kritisch eingestuft. Doch direkte Militär-Hilfen seien auch keine Lösung.

Oliker zur militärischen Lage in der Ost-Ukraine:

„Es ist schwierig, die genaue Lage vor Ort in der Ost-Ukraine zu bewerten. Was wir wissen ist, dass jedes Mal, wenn die ukrainischen Streitkräfte gewisse Erfolge verbuchten, waren die Rebellen in der Lage, diesen zu begegnen, indem die russische Unterstützung erhöht wurde. Die Russen haben viele Möglichkeiten, den Rebellen weiterhin Unterstützungen zukommen zu lassen, um eine Eskalation herbeizuführen.

Aber, wie westliche und russische Beamte immer wieder sagen, das ist kein Konflikt, der militärisch gelöst werden kann. Russland unternimmt keinen Versuch, den Osten der Ukraine zu erobern und die Ukraine zu teilen. Denn das hätten die Russen schon längst machen können, wenn sie denn wirklich gewollt hätten. Russlands Unterstützung der Rebellen zielt darauf ab, die Stabilisierung der Ukraine – insbesondere der Ost-Ukraine - zu verhindern. Das wird Moskau auf unbestimmte Zeit weiterhin tun.“

Tödliche Waffen seien nicht für einen militärischen Sieg gedacht. Oliker:

„Die Lieferung von tödlichen Waffen aus dem Westen an Kiew würde dazu führen, dass mehr Rebellen und russische Kämpfer, die die Rebellen unterstützen, getötet werden. Doch dies würde nicht zum militärischen Sieg führen.

Dafür ist die Militär-Hilfe auch nicht gedacht. Die Befürworter von Militär-Hilfen argumentieren übrigens auch nicht im Sinne eines militärischen Siegs. Es geht ihnen vielmehr darum, die Kosten für Moskau derart zu erhöhen, dass es keine andere Möglichkeit mehr gibt, als eine politische Lösung zu finden. Der Kreml soll gezwungen werden, sich an den Verhandlungstisch zu setzen.

Direkte Militär-Hilfen führen dazu, dass die Lieferanten sich auch direkt an diesem Konflikt beteiligen. So argumentieren zumindest die Gegner von direkten Militär-Hilfen. Der Westen würde sich in eine direkte Konfrontation mit Russland einlassen. Zudem können gelieferte Waffen sehr schnell in die falschen Hände geraten oder durch nicht ausreichend geschultes ukrainisches Personal missbraucht werden.

Diese Sorge ist deshalb berechtigt, weil die ukrainischen Streitkräfte bisher erhebliche Schwierigkeiten mit der Logistik und der Koordinierung im Feld gehabt haben. Letztlich kommt hinzu, dass direkte Militär-Hilfen der USA mit anschließenden Ausbildungen der ukrainischen Soldaten eine lange Zeit in Anspruch nehmen würden.“

Olga Oliker ist Direktorin des Zentrums für Russland und Eurasien der US-Denkfabrik RAND Corporation. Zuvor war sie für das US-Verteidigungsministerium tätig.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...