Politik

Poroschenko: Bereits mit 11 EU-Staaten Kaufverträge für Waffen

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat angegeben, dass bereits 11 EU-Staaten Verträge über Waffenlieferungen in die Ukraine unterzeichnet haben. Am Montag ist Poroschenko in Berlin: Es ist anzunehmen, dass er auch mit Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck über Waffen sprechen wird.
16.03.2015 00:11
Lesezeit: 2 min

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat die Rebellen in der Ost-Ukraine vor «neuen Aggressionen» gewarnt. Er sei sicher, dass der Westen bei einem weiteren Angriff auf die Souveränität des Landes nicht zögern und Waffen an Kiew liefern werde, sagte er in einem Fernsehinterview, wie die dpa meldet. Die Ukraine habe bereits mit elf EU-Mitgliedern Kaufverträge für solches Kriegsgerät unterschrieben, sagte der Staatschef, ohne die Namen der Länder zu nennen. Die Entscheidung der USA, Drohnen und gepanzerte Fahrzeuge zu liefern, nannte Poroschenko «richtungsweisend».

Poroschenko will am Montag am Jahrestag des Krim-Referendums in Berlin um Unterstützung für sein Land werben. Am Vormittag (11.30 Uhr) wird Poroschenko von Bundespräsident Joachim Gauck im Schloss Bellevue mit militärischen Ehren empfangen. Später (13.00 Uhr) trifft er sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Anschließend wollen beide die Medien unterrichten. Ob es dabei auch um Waffenlieferungen geht, ist unklar, kann aber angenommen werden. Anders als die US-Hardliner um John McCain ist Deutschland bisher gegen Waffenlieferungen. Auch US-Präsident Barack Obama zögert noch mit seiner Zustimmung zu Waffenexporten.

Der deutsche Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger bekräftigte seine Forderung, Waffenlieferungen an Kiew nicht grundsätzlich auszuschließen. «Eine wehrlose Ukraine wäre auch eine Gefährdung der europäischen Sicherheit», sagte er der Zeitung Die Welt. Zur Stabilisierung der Ukraine gehöre eine funktionierende Landesverteidigung. Deutschland lehnt Waffenlieferungen an Kiew ab.

Die Aufständischen kritisierten den Präsidenten scharf. «Poroschenko spricht von Frieden und kauft gleichzeitig Waffen - das ist doppelzüngig», sagte Rebellenführer Igor Plotnizki in Luhansk.

Russland hält indessen an seiner Kritik an ukrainischen Plänen für eine UN-Friedensmission im Krisengebiet Donbass fest. In dem vor einem Monat in Minsk geschlossenen Friedensabkommen hätten sich die Konfliktparteien darauf geeinigt, dass vor allem die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mehr Beobachter entsenden sollte, sagte Vize-Außenminister Gennadi Gatilow am Samstag in Moskau. Weitere Kontingente seien «nicht zweckmäßig».

Poroschenko hatte zuvor betont, die Ukraine bleibe bei ihren Plänen. «Eine solche Mission soll keine Alternative zum Minsker Friedensplan sein», sagte der Präsident in dem am Freitagabend ausgestrahlten Interview. Die derzeitigen OSZE-Beobachter seien nicht in der Lage, die gesamte Unruheregion zu überwachen.

Die Bundesregierung will der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zufolge beim EU-Gipfel in dieser Woche durchsetzen, dass die Krim-Sanktionen gegen Russland an die vollständige Umsetzung der Friedensvereinbarungen von Minsk gekoppelt werden. Ein solcher Beschluss würde demnach bedeuten, dass die Strafmaßnahmen gegen Moskau mindestens bis Ende des Jahres in Kraft bleiben. Ob es zu einem solchen Beschluss kommt, ist allerdings fraglich: Italien, Spanien, Ungarn, Griechenland, die Slowakei und Österreich wollen eine Entspannung des Verhältnisses zu Russland, da die russischen Gegensanktionen die Wirtschaft in den EU-Staaten empfindlich getroffen haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: FDP und BSW laut Hochrechnung im Bundestag - droht erneut eine Dreierkoalition?
23.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...