Finanzen

Dollar-Schulden sind größtes Risiko für Schwellenländer

Die Schwellenländer können aufgrund des starken Dollars und des Ölpreis-Verfalls ihre Schulden, die wiederum meistens in Dollar notiert sind, nicht begleichen. Es geht um einen weltweiten Schuldenberg von zehn Billionen Dollar.
24.04.2015 00:00
Aktualisiert: 24.04.2015 00:00
Lesezeit: 1 min

Die Schwellenländer weisen ein hohes Kreditwachstum auf. Die Schulden von Privat-Haushalten, Unternehmen und Staaten werden meistens in Dollar gehalten, da dieser die wichtigste Schuldenwährung der Welt ist. Nach Informationen des BIZ-Quartalsberichts von Dezember 2014 werden 63 Prozent aller Auslandsschulden in Dollar gehalten. Es geht um einen weltweiten Dollar-Schuldenberg von zehn Billionen Dollar, von dem der größte Anteil auf die Schwellenländer entfällt. 2,6 Billionen der Dollar-Schulden gehen auf Unternehmen aus den Schwellenländern zurück. Der US-Ökonom Srinivas Thiruvadanthai bestätigte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Das eigentliche Problem sind die hohen Schulden im Privat-Sektor. Dieses Phänomen finden wir sowohl in den Schwellenländern als auch in der Eurozone.“

Finanz & Wirtschaft berichtet: „Während seit 2008 die ausstehenden Bankkredite in den Industrieländern insgesamt von 90 auf unter 80 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) gefallen sind, haben sie in den Emerging Markets von 70 auf über 90 Prozent zugenommen. Seit 2007 waren die Schwellenländer für rund die Hälfte aller globalen neuen Schulden von rund 50 Bio. Dollar verantwortlich – trotz des kräftigen Anstiegs der Staatsverschuldung im Westen. Im Gegensatz dazu war der Schuldenanstieg von 2000 bis 2007 zu fast 80 Prozent auf den Kreditboom in den USA und Europa zurückzuführen“.

Der starke Dollar macht eine Schuldenrückzahlung der Schwellenländer immer schwieriger, weil diese wiederum über schwächere Währungen verfügen. Denn der Anstieg der US-Währung hat auch automatisch zum Anstieg des Schuldenbergs geführt. Zahlreiche dieser Länder erhalten Dollars über den Verkauf von Rohstoffen, die sie dann wieder in den Schuldendienst stecken. Aufgrund des Ölpreis-Verfalls sind auch die Dollar-Einnahmen dramatisch gesunken.

Doch US-Finanzminister Jack Lew ist der Ansicht, dass ein „starker Dollar eine gute Sache ist“, wenn er das „Ergebnis einer starken Wirtschaft“ sei. US-Exporteure hingegen sind unzufrieden mit der Dollar-Aufwertung. Diese führt dazu, dass ihre Export-Güter teurer werden. Lew nimmt das in Kauf. Denn er sieht in den Schwellenländern eine Bedrohung für die weltweite Führungsrolle der USA. Auch den Ölpreis-Verfall sieht er positiv, berichtet The Hill. Das sei gut für die US-Wirtschaft und gleiche einer Steuersenkung.

Im März forderte Lew den US-Kongress dazu auf, einen Gesetzesentwurf zur Reform des IWF zu verwerfen. Der Entwurf sieht vor, den Schwellenländern ein größeres Mitspracherecht in der globalen Wirtschaftspolitik einzuräumen, berichtet die Financial Times. Lews Forderung kam kurz nachdem Deutschland, Frankreich und Italien ihre Teilnahme an der chinesischen Investitionsbank AIIB verkündet hatten. In diesem Zusammenhang sieht der US-Finanzminister die wirtschaftliche Kombination aus EU-Staaten und einigen Schwellenländern als große Herausforderung an. „Unsere nationale Glaubwürdigkeit und unser Einfluss wird bedroht“, so Lew.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Cüneyt Yilmaz

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie bricht ein: Strategischer Umbau und politische Entwicklungen belasten – Chance zum Einstieg?
12.05.2025

Die Rheinmetall-Aktie ist am Montag eingebrochen. Nach dem Rheinmetall-Allzeithoch am vergangenen Freitag nehmen die Anleger zum Start in...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis unter Druck nach Handelsabkommen
12.05.2025

Im Zollkonflikt zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf Entspannung. Die Verunsicherung am Markt wird kleiner, der sichere Hafen...

DWN
Politik
Politik Friedensoffensive: Selenskyj lädt Putin zu persönlichem Treffen in die Türkei ein
12.05.2025

Selenskyjs persönliches Gesprächsangebot an Putin in der Türkei und sein Drängen auf eine sofortige, 30-tägige Feuerpause setzen ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Entspannung im Handelskrieg? China und USA nach Genf optimistisch
12.05.2025

Bei ihren Zollgesprächen haben China und die USA nach Angaben der chinesischen Delegation eine „Reihe wichtiger Übereinstimmungen“...

DWN
Politik
Politik Hoffnung auf neue Gespräche: Putin bietet Verhandlungen mit Ukraine an
12.05.2025

Wladimir Putin schlägt überraschend neue Verhandlungen mit der Ukraine vor – doch Kiew und der Westen setzen ihn mit einem Ultimatum...

DWN
Technologie
Technologie Das Ende von Google? Warum SEO dennoch überleben wird
12.05.2025

Künstliche Intelligenz verändert die Online-Suche radikal – doch wer jetzt SEO aufgibt, riskiert digitalen Selbstmord.

DWN
Politik
Politik Großbritanniens leiser EU-Kurs: Rückkehr durch die Hintertür?
12.05.2025

Offiziell betont die britische Regierung unter Premierminister Keir Starmer weiterhin die Eigenständigkeit Großbritanniens nach dem...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...