Politik

EU: EZB wird alle europäischen Banken beaufsichtigen

Nach großen Worten im Vorfeld des Gipfels folgten kleine Schritte in Richtung Bankenunion. Der Start der Bankenunion folgt nach deutschem Wunsch seinem langsamen Tempo, im Gegenzug müssen aber alle Banken unter die Aufsicht der EZB.
19.10.2012 11:26
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Grotesk: Auch Özil und Khedira wurden über Target 2 finanziert

„Heute Nacht habe ich die Bestätigung, dass das Schlimmste hinter uns liegt“, erklärte François Hollande auf der Pressekonferenz nach den ersten Gesprächen zur geplanten Bankenunion (zum Live-Blog des Gipfels geht es hier). Dieser ging eine zehnstündige Konferenz voraus, auf der die 27 Vertreter der EU-Länder die Einrichtung der zentralen europäischen Bankenaufsicht, als Teil der Bankenunion, festlegten. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy erklärte, dass so die rechtlichen Grundlagen für die Europäische Zentralbank zur umfassenden Verantwortung über die Bankenaufsicht gesetzt wurden. „Mit dieser Entscheidung wird der alleinige Übersichtsmechanismus im Verlauf des Jahres 2013 effektiv in Betrieb gehen“, erklärt Van Rompuy.

In 2014 sollen alle 6.000 Banken der Eurozone unter der Aufsicht der EZB stehen, angefangen mit den Banken unter Staatshilfe, dann den supranationalen Finanzinstituten. Alltägliche Finanzgeschäfte sollen aber weiterhin unter staatlicher Kontrolle bleiben.

Diese nach außen groß verkauften Beschlüsse sind letztlich nichts anderes als das Übliche „Ich komme Dir entgegen und du mir“. Spanien, Frankreich und Italien, die noch in diesem Jahr eine vollfunktionsfähige Bankenunion wollen, mussten nachgeben. Zwar sollen die meisten Details bis Ende des Jahres geklärt werden, aber die Arbeit wird die Bankenunion dennoch erst im Laufe des kommenden Jahres aufnehmen. Das kommt den Forderungen der Angela Merkels entgegen, die auf eine langsame Umsetzung setzte. Im Gegenzug dazu musste die Kanzlerin – und letztlich auch Finanzminister Schäuble – hinnehmen, dass nun doch alle 6.000 Banken der zukünftigen Bankenaufsicht unterstellt sein sollen. Dass die alltäglichen Geschäfte weiterhin unter nationale Kontrolle verbleiben sollen, ist nur ein kleines Trostpflaster. Die gemeinsame Einlagensicherung ist zunächst nicht vorgesehen.

Wie in der Regierungskoalition mit CSU und FDP kann Angela Merkel auf europäischer Ebene auch nur einen seichten Kompromiss erreichen. Dieser wird jedoch, wie üblich, von den Mitgliedsstaaten als großer Erfolg gefeiert. Bleibt nur die Frage, ob Angela Merkel bei dem Gipfel nicht doch auf die Idee kommt, kleine Eurobonds zu akzeptieren, wenn Schäubles Vorschlag, den EU-Währungskommissar zu stärken, von den anderen Mitgliedsstaaten akzeptiert wird.

Weitere Themen

EU-Gipfel: Euroländer loben Griechenland

EU-Gipfel: ESM reicht nicht für Euro-Rettung

Tickende Zeitbombe: In Italien droht Immobilien-Blase zu platzen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Weniger Steuereinnahmen: Steuerschätzung bis 2029 niedriger als erwartet
15.05.2025

Die schwarz-rote Bundesregierung muss bei der Umsetzung ihres Koalitionsvertrags bis 2029 mit deutlich weniger Steuereinnahmen rechnen als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferketten am Limit: Handelskrieg bringt globale Versorgung ins Wanken
15.05.2025

Die globale Lieferketten geraten durch den Handelskrieg zwischen den USA und China massiv unter Druck. Trotz Zollpause bleiben...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen ohne Putin und Trump: Lawrow lästert über Selenskyj und schimpft auf Berlin
15.05.2025

Friedensverhandlungen in Istanbul: Der russische Außenminister Lawrow fordert, den Gesprächen eine Chance zu geben – und zieht...

DWN
Finanzen
Finanzen Massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben: Deutschland für höhere Militärausgaben trotz Wirtschaftskrise
15.05.2025

Verteidigungsminister Wadephul stellt sich hinter die Forderung des US-Präsidenten Trump für höhere Verteidigungsausgaben der...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Externe IT-Dienstleister: So teuer ist das Auslagern wirklich
15.05.2025

In ganz Europa setzen Organisationen auf externe IT-Dienstleister – und geraten dabei zunehmend in eine Falle: Der Einkauf orientiert...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
15.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft: Welche Unternehmen Deutschlands Wachstum und Wohlstand produzieren
15.05.2025

Analyse des McKinsey Global Institute (MGI) zeigt: Statt Effizienzsteigerung in der Breite treiben nur wenige deutsche Unternehmen den...