Politik

Putin und Renzi kritisieren gemeinsam Russland-Sanktionen

Die Russland-Sanktionen würden vor allem Italien schaden, so Wladimir Putin bei seinem Staatsbesuch. Das Land sei in der EU schließlich der zweitgrößte Abnehmer von russischem Gas. Premier Matteo Renzi stimmte zu. Die Sanktionen haben Italien bisher 1,4 Milliarden Euro gekostet.
11.06.2015 12:56
Lesezeit: 1 min

Der russische Staats-Chef Wladimir Putin sagte am Mittwoch auf seiner aktuellen Italien-Reise, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland vor allem Italien schaden würden. Italien ist nach Deutschland der größte EU-Abnehmer von russischem Gas. Zudem gebe es enge Kooperationen zwischen den italienischen Energie-Riesen ENI und ENEL und ihren russischen Gegenstücken Lukoil und Rosneft. „Die italienischen Geschäftsleute wollen ihre gegenseitig vorteiligen Projekte mit Russland nicht abbrechen“, sagte Putin bei einer Rede auf der Mailänder Messe. Zudem würde der italienische Waffenhersteller Finmeccanica mit dem russischen Luftfahrtunternehmen Sukhoi Corporation zusammenarbeiten.

Nach Aussage des italienischen Premiers Matteo Renzi sind italienischen Rüstungsfirmen im vergangenen Jahr etwa eine Milliarde Euro an Einnahmen entgangen. Die Sanktionen haben Italien bisher 1,4 Milliarden Euro gekostet. „Sie hätten dieses Geld verdienen, hätten ihre Produktionskapazitäten nutzen, hätten Arbeitsplätze schaffen können“, zitiert EUobserver Renzi.

Er fügte hinzu, dass der bilaterale Handel im vierten Quartal 2014 um zehn Prozent und im ersten Quartal um 25 Prozent gesunken sei. Dennoch wollen weder der italienische Premier noch sein Außenminister ein Veto gegen die Verlängerung der Sanktionen auf dem bevorstehenden EU-Gipfel am 25. Juni einlegen. Zumindest gab es bisher keine Anzeichen für eine derartige Motivation. Der italienische Außenminister Paolo Gentiloni sagt: „Italien kombiniert seine Loyalität zu seinen Verbündeten [EU und USA] mit einem besonderen Verhältnis zu Russland.“

Bei seinem jüngsten Russland-Besuch Anfang Juni zeigte sich Gentiloni noch optimistisch über die Lockerung der Sanktionen. „Russland und Europa verbinden trotz allem tiefe historische, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen. Ich bin mir sicher, dass im Rahmen der konstruktiven Zusammenarbeit mit der russischen Seite die erwünschte Änderung bei den Sanktionen erfolgen wird“, so der Italiener.

Das italienische Statistikamt Istat berichtet, dass 2013 etwa 64 Prozent aller Russen, die nach Italien einreisten Touristen gewesen sind. Etwa 20 Prozent der eingereisten Russen befanden sich auf Geschäftsreise in Italien. Im selben Zeitraum waren nur 14,4 Prozent der in Russland eingereisten Italiener Touristen. Etwa 66,5 Prozent hielten sich in Russland auf, um Geschäfte anzubahnen oder abzuwickeln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...