Politik

Putin: Aufstockung des Atom-Arsenals als Antwort auf Nato-Pläne in Osteuropa

Russlands Präsident Putin hat als Reaktion auf die US-Pläne einer dauerhaften Präsenz von Nato-Kampftruppen in Osteuropa die Stationierung von 40 Interkontinentalraketen angekündigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist erstaunlicherweise gegen die US-Pläne. Allerdings dürfte ihr Votum in Washington kein besonderes Gewicht haben.
16.06.2015 18:09
Lesezeit: 2 min

Russland wird sein Atom-Arsenal in diesem Jahr nach den Worten von Präsident Wladimir Putin um mehr als 40 Interkontinental-Raketen aufstocken. Sie könnten auch die modernsten Flugabwehrsysteme überwinden, sagte Putin am Dienstag auf einer Militärmesse im russischen Kubinka. Der stellvertretende Verteidigungsminister Anatoli Antonow warf der Nato der Nachrichtenagentur RIA zufolge vor, Russland zu einem neuen Wettrüsten zu zwingen.

Am Montag hatte Russland wegen der geplanten Verstärkung der amerikanischen Militärpräsenz in Osteuropa mit erheblichen Konsequenzen gedroht. Zuvor war bekanntgeworden, dass die USA erwägen, schweres Militärgerät in mehrere Länder Osteuropas und des Baltikums zu verlegen. Ziel sei es, Russland von einer Aggression in Europa abzuschrecken.

Polen und Litauen bestätigten, dass es mit der US-Regierung Gespräche über die Stationierung schwerer Waffen in ihren Ländern gibt. Polens Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak erklärte, er erwarte eine US-Entscheidung in den kommenden Wochen. Die osteuropäischen Staaten fühlen sich angesichts der Ukraine-Krise von Russland bedroht und wünschen sich zur Abschreckung eine wesentlich stärkere Nato-Präsenz.

Die Nato hat die Zahl ihrer Manöver in Osteuropa in den vergangenen Monaten stark erhöht, außerdem rotieren inzwischen ständig westliche Truppen durch die Staaten an der Ostflanke. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte jedoch deutlich gemacht, dass sie eine dauerhafte Stationierung von Nato-Kampftruppen in Osteuropa als Verstoß gegen die Nato-Russland-Grundakte von 1997 ablehnt.

Die Grünen warnten die USA ebenfalls, mit einer Entsendung schwerer Waffen und tausender Soldaten nach Osteuropa den Konflikt mit Russland zu verschärfen. «Eine Stationierung von Panzern in Osteuropa droht die Nato-Russland-Grundakte auszuhebeln», sagte der frühere Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin der «Rheinischen Post» (Dienstag). Trittin forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, solche Pläne im Nato-Rat abzulehnen. Am kommenden Montag (22. Juni) wird US-Verteidigungsminister Ashton Carter zum Antrittsbesuch in Deutschland erwartet.

Die New York Times hatte von Plänen des Verteidigungsministeriums in Washington berichtet, Waffen in den baltischen Ex-Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen, Rumänien, Bulgarien und möglicherweise Ungarn stationieren zu wollen. Ziel sei, Russland vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise von einer möglichen Aggression in Europa abzuschrecken, hieß es. Von offizieller Seite gab es dafür keine Bestätigung.

Die Nato beeilte sich, in der Entwicklung Russland als Schuldigen zu brandmarken: Die dpa schreibt: «Die Nato warn vor einer wachsenden Bedrohung durch Russland in Osteuropa. Wegen des Ukraine-Konflikts sei die Sicherheitslage schwieriger geworden, sagte Nato-General Philip Breedlove bei einem Besuch in Litauen. Russland versuche, die Regeln und Grundsätze im Osten zu ändern, die jahrzehntelang das Fundament der europäischen Sicherheit gewesen seien, kritisierte er.»

Die Deutschen sind einer Umfrage zufolge mit deutlicher Mehrheit gegen Aktivitäten der Nato in Osteuropa und insbesondere gegen Russland.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzministerium will private Investitionen erleichtern
15.08.2025

Das Finanzministerium plant Änderungen, die private Investitionen in Deutschland attraktiver machen sollen. Doch reichen neue Gesetze und...

DWN
Panorama
Panorama Steuerzahlerbund: Beamtenstatus kritisch hinterfragen
15.08.2025

Der Streit um den Beamtenstatus gewinnt an Schärfe: Politiker und Verbände ringen um Reformen, Kosten steigen, und Bürger fragen sich:...

DWN
Finanzen
Finanzen Symrise-Aktie: Aromenhersteller mit Riecher fürs Milliarden-Geschäft
15.08.2025

Symrise zählt zu den weltweit größten Herstellern von Duft- und Geschmackstoffen. Der Konzern aus Holzminden beliefert Kunden in mehr...

DWN
Politik
Politik Putin nutzt Alaska-Gipfel, um Trump wirtschaftliche Zugeständnisse abzuringen
15.08.2025

Während in Alaska die Kameras auf Donald Trump und Wladimir Putin gerichtet sind, will der Kreml den Ukraine-Krieg ausblenden – und den...

DWN
Finanzen
Finanzen AMD-Aktie: Starkes Wachstum, hohes Risiko – der Raketenstart aus dem Schatten von Nvidia
15.08.2025

Die AMD-Aktie jagt aus dem Schatten von Nvidia mit aggressivem Wachstum nach vorn – doch hinter den glänzenden Zahlen lauern politische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitszeitbetrug: Was Beschäftigte wirklich wissen müssen
15.08.2025

Früh einstempeln, spät ausloggen, aber zwischendurch privat surfen – viele nehmen es mit der Arbeitszeit nicht so genau. Doch genau...

DWN
Politik
Politik Kein Zufall: Trump macht Alaska zur Bühne für Putin
15.08.2025

Ein Treffen wie aus dem Drehbuch des Kreml: In Alaska, einst russisches Territorium, empfängt Donald Trump den wegen Kriegsverbrechen...