Politik

Euro-Zone akut gefährdet: Italien geht frontal auf Deutschland los

In der Euro-Zone eskaliert der Streit: Italien will am Sonntag Angela Merkel zur Rede stellen. Premier Renzi fordert, Deutschland müsse aufhören, Griechenland zu demütigen. Finnland droht mit einem Veto. Die Finanzminister sind total zerstritten. Am Sonntag soll ein neuer Versuch gestartet werden.
11.07.2015 22:59
Lesezeit: 2 min

Italiens Premier Matteo Renzi ist der Kragen geplatzt: Wie der Italien-Korrespondent des Guardian berichtet, will Renzi am Sonntag Angela Merkel zur Rede stellen und von ihr verlangen, endlich einen Plan für Griechenland vorzulegen. Die ständigen Demütigungen Griechenlands müssten nun ein Ende haben, soll Renzi gesagt haben. Es sei an der Zeit, die Krise zu beenden. Renzi will von Merkel auf dem Gipfel verlangen, einen Übereinkunft zu finden - um die EU zu retten.

Renzi sagte: "Jetzt muss der gesunde Menschenverstand zum Zuge kommen und ein Abkommen geschlossen werden", zitierte die Tageszeitung "Il Messagero" Renzi am Sonntag. "Italien will keinen Austritt Griechenlands aus dem Euro, und zu Deutschland sage ich: genug ist genug." Nachdem der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras Vorschläge entsprechend den europäischen Forderungen vorgelegt habe, müssten die restlichen Euro-Staaten einer Einigung zustimmen. "Einen europäischen Partner zu demütigen, obwohl Griechenland fast alles aufgegeben hat, ist unvorstellbar."

Renzi hatte sich bereits nach dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs ungehalten über die Entwicklung in der EU geäußert. Tatsächlich haben Italien und Griechenland ein Riesen-Problem mit den Flüchtlingen, weil die anderen EU-Staaten sich weigern, die beiden Staaten wirkungsvoll zu unterstützen. Auch in der Flüchtlingsfrage hatte Angela Merkel bisher keine Führungsstärke bewiesen und EU-Präsident Juncker, der sich redlich um einen Kompromiss bemüht hatte, ins offene Messer laufen lassen: Die EU-Quote wurde sang- und klaglos fallengelassen.

Das Treffen der Euro-Finanzminister war am Samstag gescheitert. Der EU-Gipfel für Sonntag wurde abgesagt.

 Zuvor hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ungeachtet der dramatischen Lage in Griechenland einen Rauswurf Griechenlands aus dem Euro lanciert. In der Eurogruppe hatt er lediglich vorgeschlagen, die Griechen zu enteignen und das Staatsvermögen in eine Treuhand zu übertragen. So sollen die Gläubiger Zugriff auf 50 Milliarden Euro erhalten. Der Plan zielt offenbar darauf ab, die Griechen in der EU zu isolieren. Genau das wittern die Italiener - auch die Franzosen sind schon seit längerem bemüht, den Griechen zu helfen. Deutschland wird von Finnland unterstützt: Die Finnen drohen nun ihrerseits mit einem Austritt aus dem Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...