Finanzen

Franken-Kredite: Zahlreiche französische Kommunen vor dem Konkurs

Lesezeit: 1 min
22.07.2015 01:05
Französische Kommunen stehen vor der Zahlungsunfähigkeit. Sie hatten sich vor Jahren Kredite mit Frankenbindung angeschafft. Die Pleite-Bank Dexia, die die Kredite vergeben hatte, habe ihnen das Risiko verschwiegen, argumentieren die verantwortlichen Bürgermeister - und ziehen vor Gericht.
Franken-Kredite: Zahlreiche französische Kommunen vor dem Konkurs

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die französische Kommune Châteauneuf-les-Martigues steht vor dem Konkurs. Vor drei Jahren hatte sie ein Darlehen aufgenommen, welches an den Schweizer Franken gekoppelt ist. Châteauneuf-les-Martigues nahm im Jahr 2007 ein Darlehen mit einem variablen Zinssatz in Höhe von 6,6 Millionen Euro auf. Für die ersten fünf Jahre sollte ein Zinssatz von 3,6 Prozent gelten. Anschließend sollte der Zinssatz 3,95 Prozent betragen und sich exponentiell erhöhen, wenn der Wechselkurs des Frankens zum Euro unter 1,45 rutschen sollte.

Zu der Zeit, schien es eine einfache Möglichkeit zu sein, um an Geld zu kommen (…) Schlussendlich haben sich diese toxischen Darlehen auf die Finanzen der Stadt ausgewirkt“, zitiert das Wall Street Journal den Bürgermeister Châteauneuf-les-Martigues, Roland Mouren.

Durch den deutlich gestiegenen Wechselkurs des Franken sind die Schulden der Kreditnehmer enorm gestiegen. Eine Hauptrolle bei der Werbung und Vergabe derartiger Kredite spielte in Frankreich die Dexia Bank. Die Bank kontrolliert etwa die Hälfte des Kredit-Markts für Kommunen. Die Zinssätze für einige dieser Kredite haben sich während der Finanzkrise erhöht.

Im Januar entkoppelte die Schweizer Nationalbank den Franken vom Euro, was zu einer deutlichen Verteuerung der Schulden der Kommunen führte, da die Rückzahlung der Kredite zu höheren Raten erfolgen musste. Die Überschuldung der Kommunen ist mittlerweile zu einem großen Problem für die französische Regierung, die im Jahr 2012 die Dexia Bank mit französischen Steuergeldern retten musste, geworden.

Der Staat möchte nur ungern die Rettung der Kommunen übernehmen. Doch er kontrolliert die Bank, die für die Vergabe der Fremdwährungskredite verantwortlich ist. Zudem riskiert der Staat, dass die Kommunen vor Gericht ziehen und Schadensersatzzahlungen in Milliardenhöhe einklagen. Einige Bürgermeister haben bereits Klagen gegen Dexia eingereicht, weil die Bank sie nicht ausführlich über die Risiken der Kredite aufgeklärt haben soll. Der staatliche Zweig der mittlerweile zerschlagenen Dexia, Société de Financement Local (SFIL) bietet den Kommunen Finanzspritzen an, um diesen aus der Misere rauszuhelfen.

Doch im Gegenzug müssen die Kommunen auf jegliche Klagen verzichten. „Wir tun unser Bestes, um die Situation zu beruhigen“, so eine Sprecherin des Finanzministeriums in Paris. Die Bürgermeister der Kommunen sind unzufrieden mit den von SFIL versprochenen Summen. „Es ist ein Witz (…) Wir werden solange weiter kämpfen, bis uns die Regierung mehr gibt“, sagt Mouren, der Anwälte angeheuert, um den Rechtsweg gegen Dexia, also SFIL einzuschlagen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...