Deutschland

Opferanwälte drohen Germanwings erneut mit Klage in USA

Der Streit um Schmerzensgeld für die Opfer der Germanwings-Katastrophe geht weiter. Anwälte der deutschen Hinterbliebenen bereiten nach eigenen Angaben Klagen in den USA vor.
09.08.2015 19:01
Lesezeit: 1 min

Viereinhalb Monate nach der Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen haben deutsche Anwälte erneut damit gedroht, die Fluggesellschaft in den USA zu verklagen. «Wir bereiten eine Klage in den USA vor und sehen gute Chancen für einen Gerichtsstand in den Vereinigten Staaten», zitierte die «Bild am Sonntag» den Berliner Rechtsanwalt Elmar Giemulla. Er vertritt nach eigenen Angaben Angehörige von Opfern des Unglücks vom März und lehnt Entschädigungsangebote der Germanwings-Mutter Lufthansa als zu niedrig ab.

Der Mönchengladbacher Anwalt Christof Wellens und die Kanzlei Backes, die nach eigenen Angaben 35 Familien vertreten, teilten mit, sie stünden in den USA unmittelbar vor der Einleitung eines Beweisverfahrens zur Mitverantwortung. In den USA sei teilweise mit dem 20- oder 30-fachen Entschädigungsbetrag des deutschen Schadenersatzrechts zu rechnen.

Giemulla hatte bereits im April mit einer US-Klage gedroht, falls die Lufthansa in der Entschädigungsfrage nicht entgegenkomme. Der «Bild am Sonntag» sagte er jetzt: «Eine Klagesumme gibt es noch nicht, aber das Ganze geht nach amerikanischem Recht.»

Der Germanwings-Mutterkonzern Lufthansa hatte den deutschen Hinterbliebenen pauschal 25 000 Euro als Schmerzensgeld angeboten. Nächste Angehörige sollten dazu ohne weitere Prüfung jeweils ein Schmerzensgeld von 10 000 Euro bekommen. Opfer-Anwälte lehnten das Angebot als zu niedrig ab.

Giemulla hatte in einem Schreiben an die Lufthansa im Juli mindestens 100 000 Euro Schmerzensgeld für jedes Opfer gefordert. Die Lufthansa argumentierte im Juli, dass sich Schmerzensgeld und Vorschuss auf materiellen Schadenersatz bereits auf eine durchschnittliche Summe von mehr als 100 000 Euro pro Opfer addiert hätten.

Die Germanwings-Maschine war bei Flug 4U9525 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einem Berg zerschellt. Die Ermittler halten es für erwiesen, dass der Copilot das Flugzeug absichtlich auf Crashkurs steuerte. Alle 150 Menschen an Bord starben. Im April hatte Giemulla gesagt, die US-Justiz werde sich ohnehin mit dem Absturz befassen, da es auch US-amerikanische Opfer gebe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...