Finanzen

Deutliches Plus für US-Börsen, Europa stürzt ab

Lesezeit: 2 min
26.08.2015 11:56
An den Börsen herrscht Chaos: Während die Wall Street mit einem Plus in den Handelstag startete, stürzten die Börsen in Europa und Asien ab. Zuvor sind die geldpolitischen Maßnahmen in China wirkungslos verpufft.
Deutliches Plus für US-Börsen, Europa stürzt ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Unerwartet gute Konjunkturdaten haben der Wall Street zum Handelsbeginn am Mittwoch ein deutliches Plus beschert. Dies drängte die Sorge um Chinas Wirtschaft, die den Handel zuletzt stark bestimmt hatte, in den Hintergrund. Die US-Industrie zog im Juli überraschend viele Aufträge an Land. Zur guten Stimmung trug ebenfalls bei, dass die Europäische Zentralbank bereit ist, bei Bedarf das ohnehin schon großangelegte Anleihe-Kaufprogramm noch zu erhöhen.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg um 2,5 Prozent auf 16.061 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 kletterte um 2,3 Prozent auf 1912 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann drei Prozent auf 4641 Punkte.

In Europa sind die Börsen hingegen abgestürzt. Die Erleichterung der Anleger nach der Zinssenkung in China war nur von kurzer Dauer: An den europäischen Börsen ging es am Mittwoch erneut bergab, der chinesische Aktienmarkt schloss ebenfalls im Minus.

Investoren fürchten eine deutliche wirtschaftliche Schwäche der Volksrepublik, die auch ein wichtiger Absatzmarkt für Europa ist. „Auf was der Markt wartet, ist eine ,große Bazooka‘ an staatlichen Ausgaben“, sagt der Leiter der Kapitalanlagen bei DBS Bank, Lim Say Boon. „Man kann den Konsum nicht durch die Senkung der Zinssätze ankurbeln, zumindest nicht in Asien.“

Der Dax fiel zeitweilig um bis zu 2,7 Prozent auf 9853 Punkte. Angesichts der Hoffnung auf eine Erholung der Wall Street und überraschend guter Daten aus den USA drehte der Leitindex am Nachmittag kurz ins Plus und pendelte sich dann bei seinem Vortagesschluss von 10.128 Zählern ein. Die US-Futures signalisierten zur Eröffnung Kursgewinne von über zwei Prozent an der Wall Street.

Der Leitindex der Börse Shanghai hatte 1,3 Prozent verloren, nachdem er in einem stark schwankenden Handel zeitweise mehr als vier Prozent höher notiert hatte. China pumpte unterdessen erneut Milliarden von Yuan in den Geldkreislauf, in der Hoffnung, so die Konjunktur wieder anzukurbeln.

Die hohen Schwankungen machen unterdessen vielen Anlegern zu schaffen. „Schon wieder eine Tagesspanne von über 200 Punkten im Dax - und wir haben den Nachmittag ja noch vor uns“, fasste einer zusammen. Das werde wohl noch eine Weile so bleiben, denn die Nervosität sei hoch. Das hänge auch mit der Nachverarbeitung des Absturzes der Kurse am Montag zusammen.

Einige Experten zweifeln an der Funktionsfähigkeit der Märkte. „Der Absturz an den Märkten beruht nicht auf fundamentalen ökonomischen Veränderungen, sondern auf dem Zusammenbruch des normalen Marktmechanismus“, sagte David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Die Märkte seien grundlegend angeschlagen. Es gebe nicht genügend Liquidität.

Am Rohstoffmarkt blieben die Ängste vor einem Nachfrageeinbruch groß: Kupfer kostete mit 4942 Dollar je Tonne 2,4 Prozent weniger. China ist ein Hauptabnehmer dieses Industrierohstoffes. Wütende Anleger hatten sogar den Chef der Metall-Börsen festgenommen und der Polizei übergeben. Die Investoren beschweren sich über eingefrorene Gelder.

Die Zeichen für eine monumentalen Crash in China hatten sich zuletzt verdeutlicht. Da China ein wichtiger Absatzmarkt für Europa ist, fürchten Anleger auch hierzulande eine Eintrübung der Konjunktur.

China musste am Mittwoch erneut auf dem Finanzmarkt intervenieren: Zudem haben Banken künftig mehr Freiraum zur Kreditvergabe, was die nach den USA weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft ankurbeln soll. Dies ging einigen Anlegern aber nicht weit genug.

China schlägt nun allerdings zurück und gibt den USA die Schuld an dem Börsen-Crash: Der Ausverkauf an den Börsen sei wegen der geplanten Zins-Erhöhung erfolgt und nicht wegen der Yuan-Abwertung.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Politik
Politik Uranmunition für die Ukraine: Kriegsverbrechen mit Ansage

Das britische Verteidigungsministerium hat bestätigt, dass Großbritannien zusammen mit den Challenger 2 Panzern Munition mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Der nächste Dominostein? Märkte wetten auf Pleite der Deutschen Bank

Die Rettung der Credit Suisse war nur der erste Dominostein in der Bankenkrise. Die Finanzmärkte haben sich jetzt auf die Deutsche Bank...

DWN
Politik
Politik Raketen unter dem Radar: Steht ein neues atomares Wettrüsten bevor?

Russland und die USA haben mehrere Abkommen zur gegenseitigen Kontrolle ihrer Kernwaffen aufgekündigt. Eine gefährliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Energie, Inflation und Fachkräftemangel belasten die Gastronomie-Branche

Die Gastronomie hat sich kaum vom Lockdown-Schock erholt, da ziehen schon die nächsten Gewitterwolken am Himmel auf. Steigende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpe soll zum Standard in Neubau- und Altbauten werden

Ab 2024 sollen Wärmepumpen Öl- und Gasheizungen ersetzen. Die Pläne sorgen für Verunsicherungen bei Hauseigentümern. Dieser Beitrag...

DWN
Finanzen
Finanzen Damoklesschwert Goodwill in DAX-Unternehmen

Die Höhe der durch die DAX-Unternehmen ausgewiesenen Geschäfts- oder Firmenwerte hat in den 14 Jahren seit der Finanzkrise sehr stark...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China und Brasilien verzichten im Handel auf den Dollar

China erzielt einen weiteren Erfolg gegen den US-Dollar. Der Handel mit Brasilien soll künftig nur noch in den Währungen der beiden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mohn-Anbau-Verbot in Afghanistan: Europa besorgt wegen Fentanyl

Das Anbauverbot von Mohn in Afghanistan führt in Europa zu einem Mangel an Heroin. Drogenabhängige könnten nun auf das viel...