Politik

Ukraine verbietet Russland alle zivilen Flüge nach Kiew

Die von der EU finanzierte Regierung in Kiew hat russischen Luftfahrtgesellschaften Flüge in die Ukraine verboten. Die Eskalation schadet vor allem der Ukraine: Der Gewinn des Flughafens in Kiew wird um 30 Prozent einbrechen. Die Ukraine finanziert sich aktuell aus Krediten der europäischen Steuerzahler und des IWF.
25.09.2015 17:38
Lesezeit: 2 min

Die Regierung in Kiew hat russischen Airlines Flüge in die Ukraine verboten. Das Verbot soll vom 25. Oktober an gelten, teilte die ukrainische Luftfahrtaufsicht am Freitag mit. Ein aktueller Anlass für diese Eskalation ist nicht bekannt.

In der Ukraine tobt seit Wochen ein Machtkampf, bei dem die Rechtsradikalen die Regierung stürzen wollen. Möglicherweise will der von den USA inthronisierte Premier Arseni Jazenjuk den Rechtsextremen zeigen, dass er ebenfalls eine harte Linie verfolgt. Zuletzt hatten sich Russland und Deutschland zuversichtlich gezeigt, dass die Lage einigermaßen stabilisiert werden könnte.

Doch Jazenjuk ist auch unter massivem Druck der US-Neocons, die den ehemaligen georgischen Staatspräsidenten Saakaschwili als Gouverneur nach Odessa entsandt haben. Saakaschwili hatte Jazenjuk erst vor wenigen Tagen attackiert und ihm Korruption und mangelnden Reformwillen vorgeworfen. Unter Reformen verstehen die Neocons einen harten Kurs gegen Russland. Es ist gut denkbar, dass Jazenjuk auch ein Zeichen an die Falken in Washington senden will.

«Flugzeuge mit der russischen Trikolore haben nichts in ukrainischen Flughäfen zu suchen», sagte Regierungschef Arseni Jazenjuk. Zudem würden die Überflugrechte entzogen, sofern die Maschinen «militärische Waren oder russische Soldaten» transportieren.

Betroffen sind unter anderem der Staatskonzern und russische Marktführer Aeroflot, aber auch kleinere Airlines. Aeroflot erklärte, sobald dem Konzern eine offizielle Absage der ukrainischen Behörden vorliege, würden die Kunden über Erstattungsformalitäten informiert.

Der russische Verkehrsminister Maxim Sokolow kündigte an, Russland werde ukrainische Fluglinien mit Gegenmaßnahmen belegen, sollte das Verbot tatsächlich in Kraft treten. Unter der Sanktion würden vor allem die Ukrainer selbst leiden, weil weniger Russen in das Nachbarland flögen, meinte Sokolow. Der Kiewer Flughafen erklärte, er rechne mit 30 Prozent weniger Gewinn.

Finanziell ist die Ukraine seit langem pleite. Die Finanzierung obliegt den europäischen Steuerzahlern, und zwar gleich doppelt: Auch der IWF wird aus europäischen Steuergeldern gespeist. Das Geld dürften die Steuerzahler nie mehr wiedersehen, denn die Ukraine versinkt im Chaos - das Video am Anfang des Artikels zeigt, wie die ukrainische Armee mit den Rechtsextremen den Flughafen von Donezk in einen Trümmerhaufen verwandelt haben. Der Flughafen war lange umkämpft. Seine Zerstörung trifft die Rebellen und die Wirtschaft im Donbass empfindlich.

Ob die erneute Zuspitzung Auswirkungen auf die Gasversorgung der Ukraine haben wird, ist unklar. Derzeit laufen die Verhandlungen zwischen der EU und dem russischen Staatskonzern Gazprom. Die EU hat sich bereit erklärt, die ukrainischen Gasrechnungen zu bezahlen. Die Ukarine verlangt jedoch höhere Rabatte. Eigentlich hätte die Vereinbarung schon unterschrieben sein sollen. Die ukrainischen Gasspeicher müssen nachgefüllt werden.

Sollte sich die Lage weiter verschärfen, könnte auch in Europa wieder das Zittern um die Gasversorgung im Winter beginnen.

Metereologen sagen einen langen und kalten Winter voraus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...