Finanzen

Die mutlose Fed: Zins-Wende kaum noch im Jahr 2015

Das Spekulieren geht weiter: Trotz der Versicherung von Fed-Chefin Janet Yellen, die Zinswende noch in diesem Jahr zu vollziehen, glauben viele Markt-Akteure nicht mehr daran.
13.10.2015 00:30
Lesezeit: 1 min

Die US-Notenbank Fed hat nach Einschätzung eines führenden Vertreters ihr Ziel der Vollbeschäftigung bereits erreicht. Trotzdem sollte die Zentralbank noch nicht mit den Zinserhöhungen beginnen, sagte der Präsident der Notenbank von Chicago, Charles Evans, am Montag zu Reportern im Anschluss an eine Rede beim Welt-Branchenverband der Stahlindustrie. Beim Inflationsziel bestehe noch Nachholbedarf. Evans gilt als geldpolitische Taube im Offenmarktausschuss (FOMC), ist also eher für eine lockere Geldpolitik zur Stimulierung der Wirtschaft. Der beste Zeitpunkt für die Zinswende sei Mitte 2016. Die Fed könnte jedoch früher mit den Zinserhöhungen anfangen. Es gebe "zeitlichen Spielraum" für diesen Schritt.

Auch nach der Veröffentlichung der Fed-Protokolle zur jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im September geht das Rätselraten um den Zeitpunkt für die Zinswende in den USA weiter. Die Mehrheit der FOMC-Mitglieder erwartet zwar den ersten Zinsschritt noch in diesem Jahr, einigen Fed-Granden bereitet jedoch die anhaltend niedrige Inflation Bauchschmerzen. Die Zinspolitik der Fed war denn auch neben der Wachstumsschwäche in China ein heiß diskutiertes Thema auf der IWF-Tagung in Lima am Wochenende. IWF-Chefin Christine Lagarde war voll des Lobes für die Entscheidung von Fed-Präsidentin Janet Yellen, die Zinsen im September noch nicht zu erhöhen.

Der Währungsfonds hatte sich im Vorfeld der Fed-Sitzung ungewöhnlich deutlich für eine Verschiebung der Zinswende stark gemacht. Dieses offensive Drängen war in Zentralbank-Kreisen allerdings nicht überall gut angekommen. Yellens Zögern und die zuletzt unerwartet schwachen US-Arbeitsmarktdaten nähren bei den Markt-Akteuren zunehmend Zweifel, dass die Fed-Chefin tatsächlich den Mut hat, die Leitzinsen noch in diesem Jahr anzuheben. An eine Zinserhöhung bereits auf der nächsten FOMC-Sitzung am 27. und 28. Oktober glauben inzwischen nur noch wenige Marktteilnehmer. Die Erwartungen verschieben sich zunehmend in das nächste Jahr. Yellen muss denn auch aufpassen, dass sie durch ihr Zögern nicht als zahnloser Tigerin erscheint.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...