Politik

Flüchtlinge: Slowenien schickt Hilferuf, EU beruft Krisen-Sitzung ein

Slowenien fordert Polizisten an und will einen Zaun gegen Kroatien errichten. In Österreich durchbrechen Flüchtlinge die Grenze. Die meisten von ihnen wollen nach Deutschland. Die EU hat einen Krisen-Gipfel einberufen, um die Lage in den Griff zu bekommen.
21.10.2015 10:42
Lesezeit: 1 min

Am Dienstagabend standen plötzlich 4.000 Flüchtlinge an der österreichischen Grenze: Sie hatten sich von einem Auffanglager in Slowenien auf den Weg gemacht. Am österreichischen Grenzübergang Spielfeld durchbrachen zahlreiche der Flüchtlinge die Absperrungen und marschierten nach Österreich. Die Polizei konnte die Lage schließlich in Griff bekommen. Einige Flüchtlinge protestierten kurzzeitig mit einem Sitzstreik.

Die österreichischen Behörden gaben an, von der großen Zahl überrascht gewesen zu sein: Niemand habe damit gerechnet, dass die Flüchtlinge aus dem Lager ausbrechen würden, sagte ein Polizeikommandeur im ORF. Der ORF berichtete außerdem, dass unter den Flüchtlingen zahlreiche aus anderen Ländern als Syrien und dem Irak seien. So interviewte der Sender einen Mann aus Gambia, der sagte, er suche wegen der korrupten Regierung in seinem Land eine neue Zukunft in Europa.

Wegen der immer weiter steigenden Flüchtlingszahlen will Slowenien nach Worten von Präsident Borut Pahor die EU um zusätzliche Polizisten bitten. Man brauche noch mehr Hilfe, sagte der Politiker am Dienstag nach einem Treffen mit Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionschef Jean-Claude Juncker in Brüssel. Nach Angaben des Innenministeriums in Ljubljana kamen seit Freitag etwa 19.500 Flüchtlinge in die frühere jugoslawische Teilrepublik. Hintergrund ist die Schließung der kroatisch-ungarischen Grenze. Viele Migranten suchen sich auf dem Weg nach Deutschland oder Schweden deswegen Ausweichrouten. Die slowenische Regierung setzt zur Unterstützung der Polizei auch die Armee ein. Der slowenische Innenminister sagte im ORF, Slowenien werde, wenn nötig, "physische Grenzbefestigungen" gegen Kroatien errichten.

EU-Präsident Jean-Claude Juncker hat einen Krisengipfel einberufen, um über die Flüchtlingskrise zu beraten. Die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Österreich, Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Ungarn, Rumänien und Slowenien sowie der Nicht-EU-Mitglieder Serbien und Mazedonien sollen an diesem Sonntag in Brüssel zusammentreffen, teilte die EU-Kommission in Brüssel am Mittwoch mit. Die Staaten bilden die sogenannte Balkanroute ab, auf der die Flüchtlinge von der Türkei aus Richtung Westeuropa ziehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Europas Bankenaufsicht warnt: Drei Risiken können das Finanzsystem erschüttern
16.08.2025

Er führt Europas Bankenaufsicht – und sieht drei Gefahren, die selbst starke Institute ins Wanken bringen könnten: geopolitische...

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzministerium will private Investitionen erleichtern
15.08.2025

Das Finanzministerium plant Änderungen, die private Investitionen in Deutschland attraktiver machen sollen. Doch reichen neue Gesetze und...

DWN
Panorama
Panorama Steuerzahlerbund: Beamtenstatus kritisch hinterfragen
15.08.2025

Der Streit um den Beamtenstatus gewinnt an Schärfe: Politiker und Verbände ringen um Reformen, Kosten steigen, und Bürger fragen sich:...

DWN
Finanzen
Finanzen Symrise-Aktie: Aromenhersteller mit Riecher fürs Milliarden-Geschäft
15.08.2025

Symrise zählt zu den weltweit größten Herstellern von Duft- und Geschmackstoffen. Der Konzern aus Holzminden beliefert Kunden in mehr...

DWN
Politik
Politik Putin nutzt Alaska-Gipfel, um Trump wirtschaftliche Zugeständnisse abzuringen
15.08.2025

Während in Alaska die Kameras auf Donald Trump und Wladimir Putin gerichtet sind, will der Kreml den Ukraine-Krieg ausblenden – und den...

DWN
Finanzen
Finanzen AMD-Aktie: Starkes Wachstum, hohes Risiko – der Raketenstart aus dem Schatten von Nvidia
15.08.2025

Die AMD-Aktie jagt aus dem Schatten von Nvidia mit aggressivem Wachstum nach vorn – doch hinter den glänzenden Zahlen lauern politische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitszeitbetrug: Was Beschäftigte wirklich wissen müssen
15.08.2025

Früh einstempeln, spät ausloggen, aber zwischendurch privat surfen – viele nehmen es mit der Arbeitszeit nicht so genau. Doch genau...