Gemischtes

EU-Abgeordnete: Kommission will Verlinkungen verbieten

Die EU-Kommission hat offenbar Pläne, das Urheberrecht im Internet auch auf Verlinkungen auszuweiten. Das geht aus einem geleakten EU-Dokument hervor. Die Vernetzung, die das Internet derzeit zu dem macht, was es ist, würde damit zerstört.
10.11.2015 14:58
Lesezeit: 1 min

Die EU-Kommission hat offenbar Pläne, das Urheberrecht im Internet auch auf Links auszuweiten. Das gehe aus einem geleakten EU-Dokument zur Urheberrechtsreform hervor, so die deutsche EU-Abgeordnete Julia Reda von der Piratenpartei in einem Blogbeitrag.

Reda zufolge wolle die Kommission ein erweitertes Leistungsschutzrecht durchsetzen, und damit vor allem die Verlage schützen. Dabei erwäge die Kommission „entgegen der bisherigen Rechtsprechung und aller Vernunft das bloße Verlinken von Inhalten unter Urheberrecht zu stellen.“, so Reda. Sollte die Verlinkung unter das Urheberrecht fallen,  würde jeder Link im Internet genehmigungspflichtig: Die Vernetzung, die das Internet derzeit zu dem macht, was es ist, würde zerstört.

Der Entwurf sieht Klärungsbedarf bei der Frage, ab wann etwas eine „öffentliche Zugänglichmachung“ darstellt, die dem Rechteinhaber vorbehalten ist. laut Reda beklage die Kommission damit, dass unklar sei, welche Handlungen im Internet einer Erlaubnis bedürfen und welche nicht. Diese Überlegungen legten der Abgeordneten zufolge nahe, dass die Kommission immer noch der „abstrusen Idee“ nachhänge, „dass Suchmaschinen und Nachrichtenportale Medien dafür bezahlen sollen, wenn sie deren Inhalte anpreisen.“ Insbesondere Digital-Kommissar Günther Oettinger sei dafür verantwortlich.  Diese Idee habe bereits hinter dem Versuch der Durchsetzung des so genannten Leistungsschutzrechts gesteckt, sei aber trotz klarer Ablehnung durch die Gerichte „nicht totzukriegen“.

Konkret steht dazu in dem entsprechenden Auszug aus dem Entwurf der EU-Kommission:

„Die Kommission reflektiert über die verschiedenen Faktoren rund um die Aufteilung der Wertschöpfung durch neue Formen der Online-Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Werken auf die verschiedenen Marktteilnehmer und wird  bis zum Frühjahr 2016 Maßnahmen in diesem Bereich prüfen. Das Ziel wird sein, dass der Wert den Akteuren zugeteilt wird, die zu seiner  Erzeugung beitragen, und dass die Verwendung von urheberrechtlich geschützten Inhalten für die Online-Nutzung angemessen vergütet wird.

In diesem Zusammenhang wird die Kommission prüfen, ob Handlungsbedarf besteht bezüglich der Definition der Rechte auf „öffentlichen Wiedergabe“ und der „zur Verfügung-Stellung“. Sie wird auch andere mögliche Maßnahmen prüfen, einschließlich einem Eingriff bei Rechten im Allgemeinen. Die Rolle von alternativen Streitbeilegungsverfahren wird ebenfalls bewertet. Die Kommission wird die verschiedenen Faktoren berücksichtigen, die diese Situation über das Urheberrecht hinaus beeinflussen, um einvernehmliche und wirksame politische Antworten zu gewährleisten.

Initiativen in diesem Bereich werden im Einklang sein mit der Arbeit der Kommission zum Thema Online-Plattformen als Teil der digitalen Binnenmarkt-Strategie. Die Kommission wird auch prüfen, ob Lösungen auf EU-Ebene erforderlich sind, um die Rechtssicherheit, Transparenz und das Gleichgewicht in dem System zu verbessern, welches die Vergütung von Autoren und Akteuren in der EU regelt, mit Blick sowohl auf die EU als auch auf nationale Kompetenzen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...