Finanzen

2.000 Stellen wackeln: Für die Deutsche Bank „nichts Dramatisches“

Die Deutsche Bank plant, ihr Privatkundengeschäft in den Schwellenländern auszubauen, um neue Kunden zu gewinnen. In Deutschland drohen dagegen Stellenstreichungen und Filialschließungen.
18.11.2012 00:42
Lesezeit: 1 min

Auf der Suche nach neuen Märkten hat die Deutsche Bank schon seit einiger Zeit ihr Portfolio für Geschäfts- und Privatkunden im Ausland ausgebaut. Vor allem in Schwellenländern wie China und Indien ist der Konzern von Jahr zu Jahr stärker vertreten. Bei den Privatkunden soll bis 2015 bereits ein Drittel aller Einnahmen aus dem Ausland kommen, sagte Privatkundenvorstand Rainer Neske bei einer Kundenveranstaltung der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Grund für diese Strategie ist klar: Der deutsche Finanzmarkt ist hart umkämpft. Vor allem im Bereich der Privatkunden stellen die Sparkassen auf dem Heimatmarkt eine große Konkurrenz dar. Anstatt die Finanzprodukte für den deutschen Markt zu optimieren und im Wettbewerb mit den Sparkassen vor dem Kunden besser zu stehen, sollen konzernweit 2.000 Stellen abgebaut und Filialen geschlossen werden (mehr hier).

Das sei aber „nichts Dramatisches“, sagte Neske. Vor allem die Einsparungen durch den Zukauf der Postbank mit ihren 20.000 Mitarbeitern seien dafür verantwortlich. Wichtig sei vielmehr, dass die Banken ihr verspieltes Vertrauen auf dem Privatkundenmarkt zurückgewinnen würden. „Sie werden sich ihren Platz im Wirtschaftsleben, aber auch in der Gesellschaft insgesamt neu suchen müssen." Neues Wachstum erwartet sich die Deutsche Bank in den Schwellenländern und hat hier offenbar vor allem die wohlhabenden Kunden im Blick.

In China und Indien ist der Bankensektor längst nicht so umkämpft wie in Deutschland. Die Schwellenländer sind gekennzeichnet durch eine strukturell gute Wirtschaft und eine stabile Währung. Daher hat der Privatkundenbereich vor allem in diesen Ländern das meiste Potenzial an Neukunden zu bieten. Das Vertrauen der Kunden in Deutschland und Europa soll durch Transparenz wieder gewonnen werden: „Einige Produkte waren grundsätzlich falsch und sind ohne größere Überprüfung in den Verkauf gegangen", räumte Neske ein.

Das soll sich nun ändern. Doch durch die Schließung von Filialen und zunehmende Auslagerung der Kundenberatung – auch für Geschäftskunden – über das Telefon, erscheint eine kompetente und transparente Beratung vor neue, große Herausforderungen gestellt. Trotzdem wird das Privatkundengeschäft für den Konzern wichtiger werden. Die Spareinlagen garantieren in Krisenzeiten die Aufrechterhaltung der neuen Eigenkapitalquoten und erhöhen Liquidität bei Engpässen. Das ist auch bitter nötig. Allein in Italien und Spanien sind deutsche Banken mit über 60 Milliarden Euro verschuldet (hier).

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...