Finanzen

Schlechte Geschäfte im Inland: Umsatzsteuer-Einnahmen brechen weg

Die Umsatzsteuer entwickelt sich überraschend schlecht. Im Oktober war der Steueranstieg nur noch halb so hoch wie im Vormonat. Der Grund: Die Deutschen haben Angst vor der Krise und kaufen weniger.
23.11.2012 02:12
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Finanzexperte sieht Frankreich im Epizentrum einer neuen Euro-Krise

Trotz des anstehenden Weihnachtsgeschäftes erwarten Ökonomen einen weiteren Rückgang der Umsatzsteuereinnahmen. „Wir werden im vierten Quartal einen deutlich schwächeren Zuwachs sehen", sagte Wirtschaftsexperte Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Bereits im Oktober hat sich der Anstieg der Steuereinnahmen auf 2,5 Prozent reduziert. Im September war er mit 5,4 Prozent noch mehr als doppelt so hoch, wie das Bundesfinanzministerium berichtet.

Sämtliche Indikatoren stützen diese Prognose: die Binnennachfrage ist rückläufig, die Industrie hat mit Auftragseinbußen zu kämpfen und der Dienstleistungssektor muss mit einem Dämpfer rechnen. Die deutschen Autobauer haben ihre Produktion ebenfalls zurückgefahren.

„Im Winterhalbjahr dürfte es zu einer temporären Konjunkturdelle kommen", heißt es im Bericht des Finanzministeriums. Das Wirtschaftswachstum für das dritte Quartal beträgt nur noch 0,2 Prozent. Einem Bericht von Reuters zufolge ist es daher wahrscheinlich, dass Deutschland mit einem Minus in das letzte Quartal für dieses Jahr startet.

Der Rückgang des Wachstums bei den Umsatzsteuern irritiert die Experten im Finanzministerium. Eigentlich erwarten sie für das Jahr 2012 Rekordeinnahmen in Höhe von 602,4 Milliarden Euro. Bund und Länder allein hatten in den ersten zehn Monaten 441 Milliarden Euro in den Kassen. Im kommenden Jahr sollen die Gesamteinnahmen auf 618 Milliarden Euro steigen, 2017 sollen knapp 707 Milliarden Euro erreicht werden.

Die Steigerungen werden vor allem durch die höheren Lohnsteuereinnahmen erzielt. Sollte die Konjunktur aber anders verlaufen als die Planungen aus dem Haus Schäuble, dann könnte sich schon bald zeigen: Die Krise wirkt sich auch auf das Konsumverhalten der Deutschen aus - und wie bei staatlichen Planung recht häufig der Fall könnte auch der erhoffte Steuersegen ein Wunschtraum für den immer noch schuldengeplagten Bundeshaushalt bleiben.

Weitere Themen:

Währungskrieg eröffnet: Spekulanten wetten gegen den Euro

Hohe Lebensmittelpreise, weniger Sozialleistungen: USA von Hungersnot bedroht

Deutsche Post gerät wegen der Arbeitsbedingungen bei DHL unter Druck

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...