Unternehmen

Rezession droht: Deutsche Schwäche wird zum Problem für Osteuropa

Tschechien, die Slowakei und Polen sind exportabhängige Volkswirtschaften. Alle drei sind massiv auf die Nachfrage aus Deutschland angewiesen. Vor allem die Automobilindustrie leidet unter der wirtschaftlichen Abschwächung in Deutschland.
27.11.2012 01:31
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Euro-Gruppe verzockt heimlich Milliarden der deutschen Steuerzahler

Seit dem Fall der Berliner Mauer war Deutschland der größte Einzelhandelspartner Polens, Tschechiens, Ungarns, Solweniens und der Slowakei. Allein 25 Prozent der polnischen Exporte gingen 2011 nach Deutschland und 30 Prozent der tschechischen, so Moody’s. Aus diesem Grund sind die osteuropäischen Länder stark abhängig vom deutschen Wachstum. Ist die deutsche Wirtschaftsleistung weiterhin rückläufig, droht auch diesen Ländern ein Einbruch und schlimmstenfalls eine Rezession. Das würde in der Eurozone und in der EU die aktuelle Krise noch verschlimmern. Das Bankensystem in Osteuropa leidet bereits und den Schwierigkeiten (hier). In Slowenien stiegen die faulen Kredite in den Bilanzen der Banken massiv an (mehr hier).

Tschechien, die Slowakei und Ungarn sind stark den Schwankungen in Deutschland ausgesetzt, unterstreicht auch Katarzyna Rzentarzewska, Analyst bei der Erste Bank, eine der bedeutendsten Finanzinstitute in Osteuropa. Selbst am Beispiel Polens, das noch ein verhältnismäßig großes Wachstum in Europa vorweisen kann, wirkt sich die Talfahrt der deutschen Wirtschaft aus. Im zweiten Quartal sank das BIP von 3,5 auf 2,4 Prozent. Neben geringeren öffentlichen Investitionen lagen die Ursachen vor allem in der Rezession in den Euroländern und der „Verlangsamung im deutschen Wirtschaftswachstum“, bestätigt Rafal Benecki, Chefökonom für Polen bei ING Financial Markets. „Offensichtlich ist die Wirtschaft Polens eine Geisel Europas“ und insbesondere Deutschlands, merkt auch der polnische Finanzminister Jacek Rostowski im Gespräch mit der CNBC an. Die ING rechnet mit einem weiteren Rückgang des polnischen BIPs auf 1,6 Prozent im kommenden Jahr.

Besonders schwierig erweisen sich in diesem Zusammenhang die Auswirkungen der schwächeren, deutsche Wirtschaft auf die Automobilbranche in Osteuropa. Allein in Tschechien arbeiten 260.000 Menschen bei Herstellern wie Hyundai, Skoda, Toyota und Peugeot. Sinkt der Absatz in Deutschland, hat dies Konsequenzen für die Arbeitsplätze in der Region. Die meisten der in Osteuropa gefertigten Fahrzeuge werden exportiert. Ähnlich in der Slowakei: „Die starke Nachfrage aus Deutschland und Asien für in der Slowakei hergestellte Autos unterstützt die wirtschaftliche Aktivität und macht das Land zu einem wichtigen Produktionsstandort in der Region“, betont Jaime Reusche von Moody’s. Die slowakische Automobil-Produktion ging 2011 auf 174.000 zurück – 2010 waren es noch 211.000 produzierte Fahrzeuge.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Masken-Skandal: Spahn wehrt sich gegen neue Anschuldigungen
07.07.2025

Ein neuer Bericht entfacht die Debatte um die Masken-Beschaffung während der Pandemie erneut. Ex-Minister Jens Spahn gerät in...

DWN
Politik
Politik Kontrollen an der Grenze zu Polen: Grenzkontrollen jetzt beidseitig aktiv
07.07.2025

Mitten in der Urlaubszeit zieht Polen die Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland an. Reisende spüren die Auswirkungen sofort –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drei Anzeichen für ein brüchiges Arbeitsleben
07.07.2025

Neue Führung, neue Arbeitszeiten, neue Karriereträume: Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss verstehen, wie sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....