Finanzen

Spekulanten wetten gegen französische Unternehmen

Lesezeit: 2 min
17.12.2012 12:00
Im Bond-Markt hat die EZB die Hedge Fonds und andere Investoren mit ihrer Manipulation ausgetrickst. Doch die Wahrheit über die schlechten französischen Fundamentaldaten lässt sich nicht dauerhaft verschleiern. Denn nun haben Spekulanten die französischen Unternehmen ins Visier genommen.
Spekulanten wetten gegen französische Unternehmen

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell

Krisen-Vorsorge: Zentralbanken kaufen massiv Gold

In der Schuldenkrise beweisen die Spekulanten ihren Wert. Zuletzt sorgten die griechischen Anleihen für große Gewinne bei Hedge-Fonds. Diese hatten die Papiere zu Spottpreisen gekauft und auf steigenden Kurs angesichts des Schuldenrückkaufs gesetzt (hier). Zu einem Zeitpunkt, als für viele Marktbeobachter noch nicht klar war, wo die Reise hingeht, setzten die Hedge Fonds auf ein kurzfristiges Überleben Griechenlands.

Auch die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas, Frankreich, hatten und haben sie im Visier. Sie gingen davon aus, dass Hollandes Amtsantritt die wirtschaftlichen Aussichten des Landes weiter verschlechtern würde. Entsprechend wetteten sie gegen französische Staatsanleihen, indem sie auf einen steigenden Kurs der Zinskosten setzten. Und sie sollten zumindest wirtschaftlich Recht behalten: Steigende Steuern und umfangreichere Sparmaßnahmen haben den Abwärtstrend fortgesetzt und könnten zu einem weiteren Verlust der Wettbewerbsfähigkeit führen. Auch der britische Economist ließ es sich, zum Ärger der französischen Regierung, nicht nehmen, Frankreich als tickende Zeitbombe Europas zu bezeichnen.

Allerdings rechneten die Hedge Fonds nicht mit der Entschlossenheit der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Manipulation der Bond-Märkte. Die Ankündigung eines unbegrenzten Anleihenkaufs zur Senkung der Zinskosten für die Länder sicherte die Zinsentwicklung für Frankreich ab. „Frankreich ist systemisch wichtig und wenn hier eine Gefahr droht, kann es zu einer Intervention (der EZB, Anm. d. Red.) kommen“, begründet Louis Gargour von LNG Capital die Bedeutung der Ankündigung Draghis. Noch immer gilt Frankreich, auch dank der EZB, also grundsätzlich erst einmal als sicherer Hafen hinsichtlich der Staatsanleihen. Und auch die drohende Herabstufung des Landes blieb bisher aus. Dadurch sanken die Zinskosten für das Land. Daher haben sich die Hedge-Fonds nun jedoch für eine andere Strategie entschieden, um den Franzosen auf den Zahn zu fühlen.

Statt weiterhin gegen Staatsanleihen, und somit auf steigende Zinsen zu setzen, widmen sich die Spekulanten nun den französischen Unternehmen. Tatsache ist, dass die französische Wirtschaft nur noch mit künstlichen Maßnahmen vor dem Crash bewahrt werden kann. Eine Eskalation der Situation in Spanien und Italien hätte für Frankreich unmittelbare Konsequenzen - das räumt sogar die französische Regierung ein.

So haben sich die Hedge-Fonds in der jüngsten Vergangenheit mit Verlust von den französischen Bonds getrennt und in Unternehmensanleihen investiert: Nun wetten sie gegen die Unternehmen. Hier kann die EZB letztlich nicht eingreifen. Und rutscht die französische Wirtschaft weiter ab, können die Spekulanten große Gewinne verbuchen. „Der Handel auf Fundamentaldaten macht Sinn“, bestätigt auch Louis Gargour der Nachrichtenagentur Reuters.

Weitere Themen

Italien: Monti will kandidieren, weiß aber noch nicht für welche Partei

Republikaner knicken ein: Obama darf mehr Schulden machen

Merkel kündigt Ende des Wohlfahrts-Staats an



Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...