Politik

Russland: Umbau der Wirtschaft in der Krise erstaunlich erfolgreich

Eine Bloomberg-Analyse beschäftigt sich mit dem Zustand der russischen Wirtschaft und kommt dabei zu einer überraschend positiven Beurteilung. Die Wirtschaft des Landes habe zwar unter dem Ölpreisverfall gelitten – die Schwäche des Rubel und die Sanktionen des Westens hätten einigen Branchen jedoch genutzt.
21.05.2016 01:11
Lesezeit: 2 min

In einer Analyse kommt Bloomberg zu dem Schluss, dass sich die russische Wirtschaft im vergangenen Jahr trotz der niedrigen Ölpreise unerwartet robust gezeigt hat. Einige Branchen konnten demzufolge sogar deutliche Zuwächse verzeichnen – etwa die Informationstechnologie, deren Produktion 2015 um fast 30 Prozent anstieg.

Ein Grund für das Wachstum lag im Kursverfall des Rubel, welcher sich positiv auf das exportierende Gewerbe ausgewirkt habe. Seit Sommer 2014 hatte sich die Landeswährung in drei Schüben gegenüber dem Euro und dem Dollar stark verbilligt. Derzeit muss man für einen Euro rund 75 Rubel bezahlen – Mitte 2014 waren es noch etwa 45 Rubel. Ende des vergangenen Jahres stieg der Eurokurs auf einen Höchststand von etwa 90 Rubel.

„Es gibt kleine Anzeichen eines Wandels in der Struktur der Wirtschaft vor dem Hintergrund einer Verdoppelung des Rubelkurses, welcher zu Wettbewerbsvorteilen geführt hat. Aber um die gesamte Struktur der Wirtschaft zu ändern, genügen Preisvorteile nicht“, sagte ein von Bloomberg zitierter Analyst.

Zu den größten Profiteuren gehörten im vergangenen Jahr die IT-Branche mit einem Wachstum von 28 Prozent, die Pharmabranche mit Zuwächsen von fast 9 Prozent, die Medizintechnik mit knapp 6 Prozent und die Branche für Präzisionsinstrumente mit rund 5 Prozent vor der Chemieindustrie und der Kohleförderung. Zu bedenken ist, dass die wirtschaftliche Gesamtleistung 2015 um etwa 3,7 Prozent zurückging.

Einige Sektoren profitierten darüber hinaus vom Konflikt zwischen Russland und dem Westen, der sich um die Frage der Ukraine entzündet hatte. Die von den USA geforderten und von der EU praktizierten Sanktionen gegen Russland führten dazu, dass das Land in manchen Bereichen auf die eigene Produktion zurückgreifen musste, weil die entsprechenden Waren nicht mehr aus Europa eingeführt werden konnten. Dazu gehört beispielsweise die Landwirtschaft, deren Umsatz um 4,4 Prozent anzog.

Die russische Wirtschaft ist immer noch stark vom Verkauf von Erdöl und Erdgas abhängig, auf den etwa ein Drittel der Staatseinnahmen entfallen, und rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts hängen mit dem Energiesektor zusammen. Aus diesem Grund können preisinduzierte Wettbewerbsvorteile einiger Branchen keinen grundlegenden Wandel anstoßen. Dieser funktioniere nur, wenn nachhaltige Investitionen in die Wirtschaft getätigt würden, sagen Beobachter. „Einige Industrien haben von der Abwertung profitiert, aber dies ist ein einmaliger Gewinn. Was gebracuht wird sind Investitionen, Reformen und das Vertrauen von Investoren“, so ein von Bloomerg befragter russischer Ökonom.

Dafür stehen die Chancen inzwischen wieder besser. Im „Ease of Doing Business-Index“ der Weltbank, der die Investitionsfreundlichkeit von Staaten bewertet, ist Russland seit dem Jahr 2013 um 61 Plätze auf den 51sten Rang hochgestuft worden.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Margrethe Vestager war eine der mächtigsten Personen Europas – jetzt sagt sie das „goldene Zeitalter“ voraus
08.06.2025

Margrethe Vestager gehörte zu den mächtigsten Frauen Europas. Jetzt zeichnet sie ein Bild der EU ohne USA – und sieht darin die große...

DWN
Immobilien
Immobilien Vermieter-Mieter-Verhältnis: Wie Sie Streit vermeiden
08.06.2025

Eine aktuelle Befragung vom Wissens- und Plattformunternehmen AktivBo zur Mieterzufriedenheit in Deutschland zeigt, dass die Mehrheit an...

DWN
Politik
Politik Trumps Politik führt zu 500 Millionen Dollar Investition in das Textilrecycling in Europa
08.06.2025

Während Donald Trump grüne Technologien im eigenen Land abwürgt, fließen halbe Milliardenbeträge nach Europa. Ein Unternehmen macht...

DWN
Politik
Politik Deutschland siedelt sich an: Infrastruktur für Bundeswehr in Litauen wächst rasant
08.06.2025

Die deutsche Militärpräsenz in Litauen ist mehr als ein geopolitisches Signal – sie verändert die lokale Infrastruktur tiefgreifend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwedischer KI-Aufsteiger: Wie Lovable mit 15 Köpfen Millionen generiert
08.06.2025

Ein schwedisches Start-up schreibt Geschichte: Mit nur 15 Mitarbeitern generiert Lovable Millionenumsätze – weil Künstliche Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Absatzkrise in China: VW und Audi verlieren ihr Imperium
08.06.2025

Noch vor wenigen Jahren Marktführer, heute im freien Fall: Deutsche Autobauer geraten in China unter massiven Druck. Chinesische...

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...