Politik

Starker Dollar bringt Chinas Yuan unter Abwertungs-Druck

Lesezeit: 2 min
03.06.2016 00:19
Die chinesische Zentralbank hat die Landeswährung Yuan überraschend abgewertet - diese steht wegen des starken Dollars unter Druck. Bedrohlich wird die Situation jedoch erst, wenn Spekulanten auf weitere Abwertungen wetten - woraufhin die Devisenreserven abnehmen und die Kapitalflucht wieder zunehmen dürfte.
Starker Dollar bringt Chinas Yuan unter Abwertungs-Druck

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Chinas Zentralbank (PBoC) hat den Dollar-Wechselkurs des Yuan am Montag erneut gesenkt – von 6,5490 auf 6,5794 Yuan. Die chinesische Landeswährung ist nun so günstig wie seit rund fünf Jahren nicht mehr, berichtet Zerohedge.

Der Währungsspezialist des Vermögensverwalters PIMCO stellt gegenüber den Deutschen Wirtschafts Nachrichten die Bedeutung des Dollars für den Kursverlauf des Yuan in den Vordergrund: „Die graduelle Abwertung des Renminbi gegenüber dem USD in den letzten Wochen ist ein unmittelbarer Reflex auf die Stärke des Dollars. China steuert den Wechselkurs des Renminbi nicht gegenüber einer einzelnen Währung – dem Dollar – sondern gegenüber einem Währungskorb. Wertet der Dollar gegenüber den anderen in diesem Korb enthaltenen Währungen auf, so wertet der Renminbi zwangsläufig gegenüber dem Dollar ab. Im Lauf dieses Jahres rechnen wir nicht mit weitreichenden Veränderungen zwischen den wichtigsten Währungen wie Dollar, Euro und Yen sondern vielmehr mit einer Seitwärtsentwicklung innerhalb gewisser Bandbreiten.“

Möglich ist immerhin, dass der Schritt eine weitere Runde im globalen Abwertungswettlauf der Zentralbanken einläuten könnte. Dieser hatte sich nach dem G20-Treffen in Schanghai im Februar beruhigt, wofür ein stillschweigendes Abkommen der anwesenden Notenbank-Chefs verantwortlich gemacht wurde: „Unserer Meinung nach deutet vieles darauf hin, dass es beim G20-Gipfel in Schanghai Ende April zu einem stillschweigenden Übereinkommen kam, wonach zum einen eine zu starke Aufwertung des Dollars nicht wünschenswert ist und zum anderen geld- und währungspolitische Entscheidungen grundsätzlich mit der Stabilität zwischen den wichtigsten Währungen in Einklang stehen sollten. Auch das Verhalten der Zentralbanken seit dem Schanghai-Gipfel legt diese Annahme nahe. Einen bevorstehenden Abwertungswettlauf halten wir daher für sehr unwahrscheinlich", schreibt PIMCO. Allerdings werde der Yuan gemessen an einem breiteren Währungskorb weiterhin zur Schwäche neigen, so der Vermögensverwalter.

Die Absenkung könnte auch dazu führen, dass der seit Monaten zu beobachtende Kapitalabfluss aus China wieder an Dynamik gewinnt. Internationale Investoren und wohlhabende Chinesen hatten im vergangenen Jahr große Summen außer Landes gebracht, weil sie wegen der unberechenbar erscheinenden Geldpolitik der PBoC weitere Abwertungen des Yuan befürchteten. Zudem zieht der Dollarraum aufgrund weiterer zu erwartender Zinsanhebungen in diesem Jahr vermehrt spekulative Gelder an. Ein erstes Anzeichen, dass chinesische Investoren ihre Yuan-Positionen zurückfahren, ist die überraschend hohe Nachfrage nach Bitcoin. Der Kurs der Digitalwährung ist in den vergangenen Tagen deutlich angestiegen.

Ein von Zerohedge zitierter Analyst rechnet damit, dass Chinas Devisenreserven noch in diesem Jahr unter die Marke von 2 Billionen Dollar fallen könnten. Denn falls Spekulanten die Wetten gegen den Yuan wiederaufnehmen, muss die Zentralbank Fremdwährung verkaufen, um den Kurs zu stützen. Weitere Abwertung seien außerdem nicht zu vermeiden, falls viele der hochverschuldeten oder praktisch insolventen Staatsbetriebe von der Regierung gerettet werden müssen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...