Politik

Erdogan kündigt weitere Schritte gegen Deutschland an

Der türkische Präsident Erdogan hat nach der Abberufung des Botschafters aus Deutschland weitere Schritte als Reaktion auf die Armenier-Resolution angekündigt. Er will diese nach seiner Rückkehr aus Kenia verkünden. Bundesaußenminister Steinmeier fürchtet eine Überreaktion der Türkei.
02.06.2016 17:30
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, der sich derzeit in Kenia befindet, hat sich am Donnerstag zur Abstimmung der Armenier-Resolution im Bundestag geäußert.

Erdoğan sagte bei einer Pressekonferenz in Nairobi auf die Frage eines Journalisten laut Haber TV: „Ich habe kürzlich mit unserem Premier-Minister gesprochen. Als ersten Schritt haben wir unseren Botschafter aus Berlin zu Konsultationen zurückgerufen.  Wenn er zurückkommt, werden wir uns hinsetzen und dieses Thema beraten, welches Potential hat, signifikante Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei auszulösen. Sie haben das Potential, sich auf die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei auszuwirken. Nach meiner Rückkehr in die Türkei werden wir uns beraten und über künftige Schritte beraten. Dann werden wir die Schritte, die wir ergreifen werden und die wirklich notwendig sind, um dieses Problem zu lösen, beraten. Ich werden mich mit meinen Freuden aus dem Außenministerium hinsetzen und die Resolution besprechen, die vom Deutschen Bundestag verabschiedet wurde.“ (Video am Anfang des Artikels)

Der türkische Premier Binali Yildirim hatte kurz vor der Abstimmung gesagt: „Die wollen uns tatsächlich für die Vorkommnisse im Jahr 1915 in die Verantwortung ziehen. Wann immer die Staaten, die wir eigentlich als unsere Freunde einstufen, in eine schwache innenpolitische Situation geraten, versuchen sie das Augenmerk der Öffentlichkeit in eine andere Richtung zu ziehen“, zitiert die Zeitung Takvim Yildirim.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier fürchtet nach der Abstimmung eine mögliche "Überreaktion" der Türkei. "Ich hoffe, dass es uns gelingt die nächsten Tage und Wochen miteinander so zu gestalten, dass es zu keinen Überreaktionen kommt", erklärte Steinmeier am Donnerstag am Rande seines Besuchs in Argentinien, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Steinmeier sieht die Entscheidung des Bundestags skeptisch; er hatte wegen seiner Reise an der Debatte und Abstimmung des Parlaments nicht teilgenommen.

In seiner Erklärung betonte Steinmeier nun die engen Bindungen zwischen der Türkei und Deutschland. "Und das geht weit über die politischen Beziehungen zwischen Regierungen hinaus", sagte er und verwies unter anderem auf die rund drei Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland.

Die türkischen Partein CHP, MHP und AKP haben nach der Abstimmung eine gemeinsame Erklärung herausgegeben, wonach sie die Entscheidung des Bundestags scharf verurteilen. „Wir verurteilen die Resolution, die in keinem geschichtlichen oder rechtlichen Zusammenhang mit den Ereignissen des Jahres 1915 stehen“, zitiert T24 die Mitteilung.

Der Bundestag hat am Donnerstag mit großer Mehrheit eine Resolution verabschiedet, in der die Verbrechen gegen die Armenier im Osmanischen Reich als Völkermord verurteilt wurden. Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm an der Abstimmung nicht teil.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....