Politik

Van Rompuy: Britische Sturheit kann zum Zerfall der EU führen

Die von Großbritannien angestrebte Lockerung der EU-Verträge, würde „immense Schäden“ anrichten, warnt Herman Van Rompuy. Einzelne EU-Staaten könnten sich nicht „die Rosinen herauspicken“, die Verträge müssten bleiben, wie sie einmal geschlossen wurden.
28.12.2012 02:13
Lesezeit: 1 min

Die Äußerungen des britischen Premiers, sich weiter aus der EU zurückzuziehen, um die eigenen Kompetenzen wieder zu stärken, und selbst einen Austritt aus der EU zu erwägen, stoßen auf Unverständnis. Sowohl die USA, die ihren Einfluss auf Europa dadurch schwinden sehen (hier), als auch Francois Hollande kritisierten David Cameron für seine Haltung. Immerhin seien EU-Verträge für ewig verpflichtend, so Hollande (mehr hier). Nun hat sich auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy dazu geäußert. Er warnte im Gespräch mit dem Guardian vor dem Versuch Großbritanniens, die Souveränität gegenüber der EU wieder zu erlangen. Dies würde Großbritannien schaden, könne zu einem Zerfall der EU führen und würde immense Schäden auf dem Binnenmarkt verursachen, erklärte Van Rompuy.

„Wenn sich jeder Mitgliedsstaat die Rosinen aus der derzeitigen Politik herhauspicken würde“, würde dies die EU gefährden, so Van Rompuy. Schließlich könne nicht jeder Mitgliedsstaat versuchen, die „Grundlagen unseres kooperativen Systems in Europa zu untergraben“. Ein Austritt Großbritanniens aus der EU wäre, als sehe man „einen Freund in die Wüste gehen“, fuhr Van Rompuy fort. „Großbritanniens Beitrag ist höher, als das Land es manchmal selbst sehen mag.“ Das britische Know-How in den Bereichen Außenpolitik, Finanzen und Handel sei wichtig. Zwar erlauben die EU-Verträge „ein hohes Maß an Flexibilität“, aber Van Rompuy will weiterhin verhindern, dass einzelne Staaten aus den geschlossenen Verträgen kommen.

Eine ähnliche Ansicht vertritt auch Bundesfinanzminister Wolfang Schäuble. Großbritannien würde sich in den eigenen Fuß schießen, wenn Cameron in seiner zweiten Amtszeit die 40-jährige EU-Mitgliedschaft des Landes beenden würde, sagte Schäuble dem Guardian. „Ohne die EU als Verstärker, würde sich der Einfluss Großbritanniens in der Welt verringern“, fügte er hinzu. „Kein europäisches Land allein kann seiner Stimme in der heutigen, globalisierten Welt Gehör verschaffen“, so Schäuble. Die britische Stimme sei aber im Wettbewerb der Ideen dringend gefragt. Dank der EU habe das Land bisher uneingeschränkten Zugriff auf den weltweit größten Binnenmarkt genossen, ergänzte Schäuble. Und auch die EU habe „enorm“ von der britischen Mitgliedschaft profitiert. „Das Vereinigte Königreich ist eine der stärksten, innovativsten Volkswirtschaften Europas. London ist das Finanzzentrum Europas“, so Schäuble.

Weitere Themen

Europäische Banken nehmen Rekord-Kredite bei EZB auf

Merkel schlägt alle: CDU auf Rekord-Hoch

EU: Mit dem Aufruf zum „positiven Denken“ beginnt die Diktatur

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.