Eine Online-Petition von EU-Befürwortern im britischen Unterhaus fordert, das Referendum über einen Austritt Großbritanniens zu wiederholen. Bis Sonntag hatten angeblich mehr als drei Millionen Menschen das Dokument unterzeichnet – davon etwa 2,5 Millionen im Land selbst und rund 500.000 im Ausland lebende Briten.
Am Sonntag wurde bekannt, dass 77.000 Unterschriften vom Petitons-Komitee gelöscht wurden, weil der dringende Verdacht der Manipulation bestanden habe: „Wir nehmen Betrug in unserem Petitions-System sehr ernst, weil es den Prozess der parlamentarischen Demokratie beschädigt. Der Government Digital Service unternimmt Schritte, um manipulierte Unterschriften zu ermitteln und wenn nötig zu löschen.“
Zweifel an der Echtheit vieler Unterschriften waren aufgekommen, nachdem sehr kleine Staaten Unterschriftenzahlen gesendet hatten, die nicht zu ihrer Einwohnerzahl passen. Wie der Telegraph berichtet, seien allein aus dem Vatikan rund 39.500 Unterschriften für eine Neuausrichtung des britischen EU-Referendums abgegeben worden – in der Vatikanstadt leben aber nur rund 800 Menschen.
Noch deutlicher wird der Betrug am Beispiel des britischen Übersee-Territoriums South Georgia and Sandwich Islands: das Archipel liegt mitten im Südatlantik und ist unbewohnt – trotzdem wurden von dort angeblich 3000 Unterschriften abgeschickt. Auch aus dem abgeschotteten Nordkorea wurden angeblich über 20.000 Stimmen abgegeben.
Wie die Unterschriften manipuliert wurden und wer dafür verantwortlich ist, wird derzeit ermittelt. „Erfahrene Internetnutzer könnten ihren wahren Standort durch Proxy-Server verschleiert haben, um ihre IP-Adressen zu verbergen. Möglich ist auch, dass Computer-Codes spezielle Skripte verwendet haben, um automatisch falsche Unterschriften zu generieren. Hacker im Online-Chat 4Chan haben sogar damit geprahlt, an diesem „Witz“ beteiligt gewesen zu sein. Wenn das stimmt müssen Zweifel an der Cyber-Sicherheit der Regierung angemeldet werden und künftige Online-Petitionen könnten in ihrer Glaubwürdigkeit beschädigt werden“, schreibt der Telegraph aus London.