Finanzen

Geschäfte mit dem Staat: Hohes Risiko für private Unternehmen

Lesezeit: 2 min
02.01.2013 23:42
Nicht nur in Griechenland, auch in Spanien und Italien sind Staatsaufträge wegen der schlechten Zahlungsmoral der Staaten für manchen Privatunternehmer entweder ein Luxus oder existenzgefährdend. In Deutschland wird pünktlich gezahlt - allerdings am liebsten an Insider, mit denen die staatlichen Stellen schon immer gerne zusammengearbeitet haben.
Geschäfte mit dem Staat: Hohes Risiko für private Unternehmen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Zahlungsfristen der europäischen Süd-Länder werden immer länger. In Spanien hat es im vergangenen Jahr im Schnitt länger als 75 Tage gedauert, bis eine Rechnung vom Staat beglichen wurde. In Griechenland sind es sogar mehr als 100 Tage. Aber auch Italien zögert bei der Bezahlung seiner Rechnungen immerhin noch mehr als 80 Tage.

Bei den zu späten Zahlungen handelt es sich um Sozialleistungen und Zuschüsse für Unternehmen, die teilweise Monate zu spät ausbezahlt werden und Geschäfte an den Rand der Insolvenz treiben. Der Grund für diese Verzögerungen liegt in der zinslosen Subventionierung der Krisenstaaten durch die internationalen Hilfsprogramme. Die Staaten sind auf das billige Geld angewiesen, da sie teilweise keinen Zugriff mehr auf die internationalen Finanzmärkte haben.

Durch die Zurückhaltung der Zahlungen können Investitionen auf dem Rücken der Unternehmer und der Bevölkerung getätigt werden, berichtet das WSJ. Einem Bericht der Beratungsfirma Intrum Justitia zufolge stiegen die Fristen für die Bezahlung von offenen Rechnungen in Europa in den letzten vier Jahren stetig an.

In Deutschland dagegen ist die staatliche Zahlungsmoral höher denn je: Im Jahre 2009 dauerte es noch 15 Tage, im Jahre 2012 wurden Rechnungen schon binnen 11 Tagen bezahlt.

Allerdings gibt es auch hier aus der Privatwirtschaft Kritikpunkte: Ausschreibungen werden imme rhäufiger pro forma durchgeführt. Meist kommen Unternehmen zum Zug, die schon immer für den Staat gearbeitet haben. So schrieb die Beauftragte der Bundesregierung

für Migration, Flüchtlinge und Integration unlängst eine Studie über Schulbücher zur Integration aus. In den Bedingungen stand, dass nur Unternehmen qualifiziert seien, die schon mindestens zweimal für die Bundesregierung gearbeitet hätten - und zwar notwendigerweise im Corporate Design der Regierung. Worin die Qualifikation für ein Migrations-Thema bestehen soll, nur weil immer dieselben Designer vor dem Schirm sitzen, erschließt sich dem Beobachter nicht. Insider sagten den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass es sich bei der besagten Ausschreibung nur um eine Formalie gehandelt habe - der Auftragnehmer habe schon vorher festgestanden.

Während es also in Süd-Europa entweder reiner Luxus oder existenzgefährdend ist, als Unternehmer für den Staat tätig zu werden, gibt es in Deutschland offenbar einen inneren und einen äußeren Kreis der Teilhabe. Außenseiter haben zwar keine Chance - diejenigen, die es aber geschafft haben, dürfen sich stets über pünktliche Zahlungen freuen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...

DWN
Immobilien
Immobilien In Life-Science-Immobilien investieren: Tipps für den Einstieg in die neue Assetklasse
26.12.2024

Immobilien in der Life-Sciences-Branche sind höchst spezialisiert und komplex - und für Investoren ein besonders spannender...

DWN
Politik
Politik Biden setzt Zeichen: Todesurteile werden zu lebenslangen Haftstrafen umgewandelt
25.12.2024

Der scheidende US-Präsident Joe Biden positioniert sich klar gegen die Todesstrafe auf Bundesebene. Sein Nachfolger Donald Trump vertritt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Interview: Hat Deutschlands Bergbau eine Zukunft?
25.12.2024

Deutschlands Bergbau steckt in einer kritischen Phase: Das Land verfügt über wertvolle Rohstoffe und ist in Bergbautechnologien führend....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Klimaneutralität Deutschland: Wie der Ländervergleich die Fortschritte zeigt
25.12.2024

Deutschland muss seine Bemühungen zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens intensivieren. Laut einer Bertelsmann-Studie...