Deutschland

Westerwelle: Mali liegt vor unserer europäischen Haustür

Lesezeit: 1 min
14.01.2013 23:36
Bundesaußenminister Guido Westerwelle will umgehend mit Frankreich in Gespräche eintreten: Der Konflikt in Mali müsse beendet werden, weil Europa keine Terroristen „vor seiner Haustür“ brauchen könne. Vielleicht sollte man sich mal fragen, was die nationalen Interessen Deutschland sind.
Westerwelle: Mali liegt vor unserer europäischen Haustür

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Außenminister Westerwelle will die letzten Monate seiner Amtszeit als Außenminister mit erhobenem Haupt zu Ende bringen. Daher will er den Franzosen, die sich in Mali in ein offenkundig nicht sehr gut vorbereitetes, militärisches Abenteuer gestürzt haben, beispringen. Zwar ist noch nicht klar, wie – aber Westerwelle hat schon mal eine geopolitische Perspektive eröffnet, die Bismarck alle Ehre gemacht hätte. Er erklärte am Montag in Berlin: „Der Einsatz Frankreichs in Mali ist notwendig, er ist richtig und er ist auch vom Völkerrecht gedeckt. Wir Europäer haben ein gemeinsames Interesse daran, dass Mali nicht zu einem Rückzugsort und zu einer Hochburg des Terrorismus gewissermaßen unmittelbar vor unserer europäischen Haustür wird.“

Die genaue Betrachtung der Weltkarte zeigt allerdings, dass zwischen Deutschland und Mali doch noch einige Länder liegen. Mit Westerwelles Logik ist im Grunde jeder Staat ein Nachbar.

Den internen Konflikt in Mali wird dagegen ein ungeordnetes Vorgehen der ohnehin nicht einigen Europäer mitnichten lösen. Die einzige Chance bestünde in einer konzertierten Militäraktion unter der Führung der Amerikaner, wie seinerzeit in Jugoslawien. Doch der Fall unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten: Die Amerikaner sind pleite und versuchen gerade, so schnell als möglich aus Afghanistan zu kommen, weil sie es sich nicht mehr leisten können. Und die Islamisten in Mali sind kein Territorialregime wie es jenes von Slobodan Milosevic war. Folgerichtig haben sie den Franzosen bereits Vergeltung angedroht.

Die französische Militäraktion hat – so wie sie sich bisher entwickelt hat – nicht das Zeug zum erfolgreichen Befreiungskrieg. Francois Hollande, ein schwacher und ganz und gar einfallsloser Präsident, sollte seine Finger vom Krieg lassen. Und Guido Westerwelle, ein ebenso hilfloser wie überforderter Außenminister, ist erst recht kein Soldat, der sich in der afrikanischen Wüste für die Franzosen in die Bresche werfen könnte. Im nationalen Interesse wäre ein solch überhasteter Militäreinsatz jedenfalls nicht.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...