Politik

Job-Angst in Kanada: Wirtschaftsstudenten streben in den Staatsdienst

Einen sicheren Job im öffentlichen Dienst ziehen viele kanadische Studenten Umfragen zufolge einer Karriere bei einem großen Finanzunternehmen vor. Die Unsicherheit am Arbeitsmarkt lässt Microsoft oder GM weniger attraktiv erscheinen als ein gemütlicher Job bei der kanadischen Regierung.
05.05.2012 01:28
Lesezeit: 1 min

Eine Karriere bei privaten Unternehmen ist kanadischen Wirtschaftsstudenten offenbar viel zu riskant. Diese setzen in Zeiten von hoher Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Schwankungen auf den öffentlichen Dienst. Nach Angaben des internationalen Meinungsforschungsinstituts Universum befinden sich unter den Top 20 idealen Arbeitgebern für die 3.500 kanadischen Studenten der Wirtschaft vor allem staatliche Unternehmen. So ist die kanadische Regierung, die insgesamt an dritter Stelle steht, ein beliebterer Arbeitgeber als die fünf großen Banken in Kanada oder als die angesehen Unternehmen wie Microsoft Corp., Ernst & Young, Bell Canada, Sony Corp. and Facebook Inc. Andere beliebte Unternehmen des öffentlichen Sektors sind die Steuerbehörde von Kanada sowie die Bank of Canada.

Melissa Burdette, Universum-Projektmanagerin für Amerika, erklärt, die vorliegenden Zahlen seien bezeichnen für die Prioritäten der Studenten. Das wichtigste sei für diese derzeit ein sicherer Arbeitsplatz. Zudem sehen die Studenten ihre Chancen auf respektvolle Arbeitgeber und ein hohes Gehalt im öffentlichen Sektor höher.

Jährlich entscheiden sich um die 10.000 Studenten aller Richtungen für einen Neben- oder Ferienjob, die vom öffentlichen Dienst bereitgestellt werden, damit Studenten Arbeitserfahrung sammeln können. Andere wiederum entscheiden sich für Praktika in diesem Bereich oder nehmen an Anwerbungsprogrammen der Regierung teil.

Cynthia Bishop, Leiterin der Alumni-Organisation der Universität von Toronto, meint, die Zahlen seien nicht maßgeblich für die Gesamtheit der Studenten. Eher würden sie auf Studienanfänger zurückgehen, denn ihrer Erfahrung nach seien diese zu Beginn ihres Studiums noch sehr idealistisch. Im Laufe der Zeit seien die Studenten und Absolventen allerdings eher interessiert an Arbeitsplätzen bei großen Wirtschaftüprüfungsfirmen, Banken und Beratungsunternehmen.

Joseph Palumbo, leitender Mitarbeiter des Business Career Development Centre an der York Universität, sieht das ähnlich. Der öffentliche Sektor bemühe sich zu wenig um die jungen Studenten. Dem entgegen stünden die engegierten Anwerber des privaten Sektors. Hier müsse noch entschieden aufgeholt werden, meint er.

Mehr zum Thema:

Billiges Fast-Food: 2020 werden 75 Prozent der US-Amerikaner fettleibig sein

Italien: Arbeitslosigkeit klettert auf Rekordwert

Hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa: Gefahr von Unruhen steigt

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...