Finanzen

EU-Gesetzesentwurf: Banken sollen sich selbst retten

Die Europäische Kommission hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wie Bankenrettungen in Zukunft ablaufen sollen. Der größte Schönheitsfehler des Papiers: Für die aktuelle, große Bankenkrise kommt jedes Gesetz viel zu spät. Die EU wird Milliarden in die Bankenrettung pumpen müssen.
06.06.2012 14:07
Lesezeit: 1 min

Am Mittwoch legte die EU-Kommission in Brüssel ihren Gesetzesentwurf zur Bewältigung von Bankenkrisen vor. Der Entwurf sieht vor, den Aufsichtsbehörden deutlich umfangreichere, vorbeugende Eingriffe zu erlauben und einen neuen Krisenfonds zu schaffen, um Banken zu sanieren oder auch zu schließen. So soll eine Rettung der Kreditinstitute nicht mehr vom Steuerzahler getragen werden, sondern von den Banken selbst. Dementsprechend müssten sich die nationalen Krisenfonds der EU gegenseitig zu Hilfe kommen. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso bezeichnete den neuen Entwurf als Schritt in Richtung Bankenunion.

Zur Abwicklung von Banken müssten dann von den Mitgliedsstaaten neue Aufsichtsbehörden geschaffen werden, denen die Banken schon vor Eintreten etwaiger Krisenzeiten einen Rettungsplan vorzulegen hätten. Während kleinere Banken dann geschlossen werden könnten, soll der Krisenfonds eine Aufspaltung und Sanierung von systemrelevanten Banken ermöglichen. Der Fonds werde, so sieht es der Gesetzesentwurf vor, durch die Banken selbst finanziert. Zehn Jahre lang soll ein Prozent der gedeckten Einlagen in den Fonds geleitet werden. Darüber hinaus müssten in Zukunft nicht nur Bankaktionäre, sondern auch Anleihe-Gläubiger in Zukunft auf ihre Forderungen verzichten.

Abgesehen davon, dass sowohl die EU-Mitgliedsstaaten als auch das Europäische Parlament noch über den Gesetzesentwurf verhandeln werden, käme dieser erst 2015 zum Tragen kommen. Mit Blick auf die katastrophale Lage im spanischen Bankensektor kann demnach auch dieser Plan nicht sofort einer Verschlimmerung in Spanien entgegenwirken. Insofern bewahrt auch dieser Entwurf die EU nicht davor, Milliarden in die Bankenrettung zu pumpen. Die Krise bei den spanischen Banken ist akut – der spanische Finanzminister bat am Dienstag um Hilfe aus der EU (hier).

Um nun möglichst schnell eingreifen zu können, scheinen die internationalen Zentralbanken derzeit an eine gemeinsame Intervention in Form eines Dollar Swaps vorzubereiten. In einem solchen Prozess würde die amerikanische Fed der EZB Dollars in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung stellen, die diese dann in Form von Krediten an die notleidenden Banken weitergeben könnte (mehr hier). Ein IWF-Darlehen für Spanien, um die Banken finanziell stützen zu können, soll ebenfalls in Bearbeitung sein (hier).

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...