Finanzen

EZB: Bei Kredit-Sicherheiten für Spanien beide Augen zugedrückt

Die EZB soll Spanien Kredite in Höhe von 16,6 Milliarden Euro gegen unzulängliche Sicherheiten gewährt haben. Seltsamerweise folgt die EZB in ihren Bewertungen von Sicherheiten nicht den großen Agenturen, sondern einem unbekannten Institut.
04.11.2012 23:37
Lesezeit: 1 min

Aktuell: SPD-Chef Gabriel fordert Gehaltserhöhung für Bundeskanzler

Noch bevor es dazu kommt, dass die EZB Staatsanleihen von zahlungsschwachen Euro-Staaten aufkaufen kann, gerät die europäische Notenbank ins Visier der eigenen Revision. Einem Bericht des Handelsblattes zufolge geht es um mehr als 16,6 Milliarden Euro, die angeblich niemals als Kredite an Spanien hätten vergeben werden dürfen. Untersuchungen prüfen derzeit einen Verstoß gegen die eigenen Kreditvergaberegelungen.

Spanische Staatsanleihen wurden als Sicherheiten für die Kreditvergabe von der EZB akzeptiert. Allerding deckten diese Papiere nicht einmal einen Teil der Kreditsumme ab. Wie es zu diesem großzügigen Liquiditätsschub an Spanien kommen konnte, ist unklar. Die EZB hat im Verlauf der Schuldenkrise immer wieder ihre Anforderungen für die Kreditvergabe gesenkt. Derzeit können Institute sich Geld bei der EZB leihen und müssen dafür nur 0,75 Prozent Zinsen zahlen und Wertpapiere verpfänden.

Spanische Staatsanleihen, sogenannte T-Bills, erfüllen derzeit nicht mehr den Status erstklassiger Wertpapiere und müssten daher nach den Statuten der EZB mit einem höheren Zinssatz von 5,5 Prozent verzinst werden. Nach einem Bericht der Welt am Sonntag zufolge sei dies aber bei den fraglichen 16,6 Milliarden Euro spanischer Kredite versäumt worden.

Fraglich ist auch die Beurteilung der spanischen Staatsanleihen durch die EZB. Die beiden großen Rating-Agenturen Standard & Poor’s und Moody’s haben die Wertpapiere längst in die Klassen B oder schlechter eingeteilt (mehr hier). Die EZB vertraut aber auf das Urteil der weniger bekannten Rating-Agentur DBRS, die Spanien immer noch die Note A vergibt. Offenbar scheint die EZB einige Länder sogar zu bevormunden. Bei Irland seien die gleichen Voraussetzungen durch die Rating-Agentur DBRS vorhanden, wie für Spanien. Trotzdem werden irische Staatsanleihen mit einem höheren Zinssatz bei der Kreditvergabe versehen. Eine Klärung des Vorgangs ist noch nicht in Sicht.

Weitere Themen:

Trotz instabiler Wirtschaft: Lettland will den Euro einführen

US-Wahlkampf: TV-Spots haben jeden Kandidaten eine Milliarde Dollar gekostet

Nach dem Hurrikan: Betrüger leiten Spenden für Opfer um

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Weil Eltern keine Superhelden sein müssen!

Familien haben ihren ganz speziellen Vorsorgebedarf, der mit den Kindern wächst und sich verändert. Unterstützen Sie Familien bei der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Gas-Skandal in der EU: Andere EU-Länder kaufen immer mehr billiges Gas aus Russland!
27.03.2025

Die EU-Mitgliedstaaten sollen bis 2027 auf günstige Energie aus Russland verzichten. Zuletzt stiegen die Gasimporte aber. Vor allem drei...

DWN
Politik
Politik Klimaneutralität im Grundgesetz – Annalena Baerbock kündigt zahlreiche Klagen der Umweltverbände an
27.03.2025

Die beschlossene Grundgesetzänderung verankert erstmals das Ziel der „Klimaneutralität bis 2045“ in der Verfassung....

DWN
Panorama
Panorama Bluttat in Amsterdam: Messerattacke mit mehreren Verletzten in den Niederlanden
27.03.2025

Messerattacke in Amsterdam! Am Donnerstagnachmittag wurden in der niederländischen Metropole mehrere Menschen niedergestochen....

DWN
Politik
Politik CDU Austritte: Revolte gegen Merz – Immer mehr CDU-Mitglieder geben ihr Parteibuch ab
27.03.2025

CDU-Austrittswelle im ostdeutschen Kühlungsborn geht weiter: Der lokale Stadtverband der CDU im Landkreis Rostock ist aus der Partei...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Neun Aufwendungen, die fast jeder von der Steuer absetzen kann
27.03.2025

Wer weiß, welche Kosten absetzbar sind, kann bares Geld vom Finanzamt zurückbekommen. Ob Kinderbetreuung, Handwerkerkosten oder...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milliardenverlust Deutsche Bahn: Staatkonzern erneut unrentabel - Bahnchef auf Abruf?
27.03.2025

Der Staatskonzern (DB) hat im vergangenen Jahr erneut einen Milliardenverlust eingefahren. Unterm Strich stand 2024 ein Minus von rund 1,8...

DWN
Technologie
Technologie Nordkorea rüstet auf: Machthaber Kim stellt neueste Militärtechnologie vor
27.03.2025

Neben einem Flugzeug, das als luftgestütztes Frühwarnsystem dienen soll, hat das nordkoreanische Militär auch eine neue Kamikaze-Drohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittagspause in Deutschland: Was Beschäftigte dürfen und was nicht
27.03.2025

Die Mittagspause in Deutschland ist mehr als nur eine Unterbrechung der Arbeitszeit – sie ist gesetzlich geregelt und dient der...