Politik

Griechenland: Parlaments-Angestellte attackieren Parlamentarier

Weil auch die Parlaments-Angestellten in Athen sparen sollen, versuchten sie am Sonntag kurzerhand, den Abgeordneten den Strom abzudrehen. Die Polizei stellte sicher, dass die geplante Abstimmung durchgeführt werden konnte.
11.11.2012 23:35
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Griechenland: Juncker hofft auf Wunder und brüskiert öffentlich Mme. Lagarde

Kurz vor der sonntäglichen Abstimmung über das xte Sparpaket in Griechenland gerieten die Parlamentsangestellten und die Abgeordneten aneinander. Die Angestellten hatten in dem 500 Seiten starken Gesetzesentwuf zur nächsten Sparwelle eine Stelle entdeckt, aus der hervorging, dass sie künftig dem Finanzminister unterstellt werden und einige ihrer Privilegien verlieren sollten. Daraufhin blockierten die Angestellten die Türen des Parlaments und schrieen "Diebe!" in Richtung der Abgeordneten. Sie bezeicheneten die Parlamentarier als Verräter und undankbare Genossen. Einge Mitarbeiter versuchten, im Parlament den Strom abzudrehen. Sie wurden von der Polizei daran gehindert. Ein Fotograf wurde köperlich attackiert, als er Szenen aus dem Parlament fotografieren wollte.

Die Angestellten im Parlement, auch Prinzen des Parlaments genannt, haben bis vor kurzem noch 16 Monatsgehälter bezogen. Sie sind unkündbar und meist Günstlinge der Familien, die gerade in einer Partei die Macht innehaben.

Außerhalb des Parlaments hat Griechenland das größere Problem: Bis Donnerstag fehlen noch 1,5 Milliarden Euro, mit denen fällige Schulden bezahlt werden müssen. Noch hat keiner eine Idee, woher das Geld kommen soll. Allerdings wird bereits darüber nachgedacht, die eiserne Reserve anzutasten: Griechenland hat noch 3 Milliarden Euro zur Verfügung, die eigentlich zu Bankenrekapitalisierung gedacht sind. Gut möglich, dass dieses Geld nun für den Schuldendienst verwendet wird.

Premier Antonis Samaras zeigte sich am Sonntag optimistisch: Weil die dreimonatigen griechischen Staatsanleihen nicht mehr ganz so verheerend laufen wie in den vergangenen zwei Jahren vertrat Samaras die Auffassung, dass die Märkte nun begriffen hätten, dass es in Griechenland echte Fortschritte gäbe.

Erst Ende der Woche hat eine Umfrage ergeben, dass die Griechen mehrheitlich nichts mehr von der Demokratie als Staatsform halten (hier).

Weitere Themen

Streiks in Europa: Auch Deutschland will mitmachen

Nun droht auch Österreich mit Veto zum EU-Budget

Troika-Bericht: Griechenland braucht weitere 32 Milliarden Euro zum Überleben

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...