Deutschland

Raffelhüschen: Inflation wird Kaufkraft der Rentner zerstören

Das Bundeskabinett hat den Rentenbericht verabschiedet, der leichte Rentensteigerungen für die kommenden Jahre ankündigt. Doch allein die Inflation mache die neuen Erhöhungen schon zunichte, sagt der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen.
29.11.2012 02:15
Lesezeit: 1 min

Am Mittwoch verabschiedete das Bundeskabinett den neuen Rentenbericht, demzufolge die Bezüge bis zum Jahr 2026 um rund 36 Prozent ansteigen. Dies entspricht einer jährlichen Steigerung um 2,2 Prozent. Dass Reuters dies als „eine deutliche Erhöhung der Altersgelder“ bezeichnet, ist „absoluter Unfug“, sagte Rentenexperte Bernd Raffelhüschen den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die angekündigten Erhöhungen seien mitnichten „deutlich“. Sie halten noch nicht einmal mit der Inflation Schritt. Daher werde es zu realen Kaufkraftverlusten für Rentner kommen.

In den kommenden vier Jahren werden die Bezüge im Osten Deutschlands um 11 Prozent, im Westen hingegen nur um 8,3 Prozent steigen. Die genaue Höhe der Rentenanpassung wird jedoch erst im Frühjahr endgültig festgelegt, wenn die Zahlen zur Entwicklung der Bruttolöhne vorliegen. In diesem Jahr wurden die Renten um 2,3 Prozent im Osten und um 2,2 Prozent im Westen erhöht. Im letzten Jahr lag die Durchschnittsrente bei 977 Euro.

Bei der derzeitigen, positiven Darstellung der angekündigten Rentenerhöhungen sei „die Vernunft gänzlich abhandengekommen“, kritisiert Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge der Universität Freiburg. Zu sehr konzentriere man sich auf das Renteneintrittsalter. Von viel größerer Bedeutung sei der Nachhaltigkeitsfaktor, der 2004 in die Rentenanpassungsformel integriert wurde. Er trägt der Tatsache Rechnung, dass es künftig mehr Rentner auf weniger Verdiener geben wird. Die Renten könnten also nicht in gleichem Maße erhöht werden wie die Bruttolöhne. Es sei denn, ein sehr großer Teil des Bruttolohns wird zur Rentenfinanzierung herangezogen, dies würden die Arbeitnehmer allerdings nicht akzeptieren. Der Nachhaltigkeitsfaktor macht somit „die Alten arm“, so Raffelhüschen.

Einen Untergang des Euro erwartet Bernd Raffelhüschen nicht. Entsprechende Äußerungen hält er für „Humbug“. Doch wenn es zum Euro-Crash käme, dann würden kapitalgedeckte Rentenversicherungen wertlos. Das hat die deutsche Geschichte im letzten Jahrhundert zweimal gezeigt. Die über Umlagen finanzierte Rente hingegen würde neu geregelt und somit weiter fließen. In Zukunft werde die Rente nur eine „Basisversorgung“ sein, mahnt Raffelhüschen.

Weitere Themen

Griechenland: Merkels heimliche Zustimmung zu deutschen Verlusten

Steinmeier bekommt kalte Füße: „Brauchen mehr Zeit für Griechen-Beratung“

Ende einer Legende: Der BlackBerry gehört nun zum alten Eisen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Berge, Natur und ganz viel ROBINSON Flair – die perfekte Auszeit in den Alpen.

Manchmal ist das Gute so nah. Keine lange Anreise, kein Jetlag – und trotzdem diese einzigartige Mischung aus Freiheit, Erholung und...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Gregor Gysi: Bundestag wird durch neuen Alterspräsidenten eröffnet
25.03.2025

Der neu gewählte Bundestag tritt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen, womit die 21. Legislaturperiode beginnt. Bundeskanzler Olaf...

DWN
Politik
Politik INSA: AfD fährt in Wahlumfrage höchsten Wert aller Zeiten ein
25.03.2025

Laut einer Insa-Umfrage kann die AfD ihren Abstand zur CDU/CSU weiter verringern. Die Partei fährt ihren höchsten Wert aller Zeiten bei...

DWN
Politik
Politik Bundestag: Handwerkermangel bei Abgeordneten - Welche Berufsgruppe dominiert?
25.03.2025

Nur sechs Handwerksmeister sind im neuen Parlament vertreten, die AfD und Union stellen die meisten Abgeordneten mit Handwerksbezug. Einen...

DWN
Panorama
Panorama "Kennen Ausmaß nicht": Vogelgrippe in USA beunruhigt Experten
25.03.2025

Vor einem Jahr wurde die Vogelgrippe erstmals bei Milchkühen in den USA festgestellt. Dutzende Menschen infizierten sich, einer verstarb....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Feiertag abschaffen: Arbeiten statt Erholung für mehr Wirtschaftswachstum?
25.03.2025

Deutschland nimmt Milliardenschulden für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz auf. Jetzt fordern Ökonomen wieder einmal, einen...

DWN
Technologie
Technologie Energiebedarf: Klimaanlagen und KI sind Stromfresser – Atomkraft im Aufwind
24.03.2025

Klimaanlagen, Künstliche Intelligenz und weitere Stromfresser haben den globalen Energiebedarf im letzten Jahr überproportional ansteigen...

DWN
Panorama
Panorama Die autofreie Stadt: Pariser Modell stößt in Deutschland auf geteiltes Echo
24.03.2025

Paris plant, 500 Straßen für den Autoverkehr zu sperren, um mehr Grünflächen und Fußgängerzonen zu schaffen – ein Vorhaben, das in...

DWN
Technologie
Technologie Raketenstart Isar Aerospace: Deutsche Rakete wegen Wind noch am Boden
24.03.2025

Das bayerische Start-up Isar Aerospace steht kurz vor dem ersten Testflug seiner Spectrum-Rakete. Doch der Start wurde wegen "ungünstiger...