Deutschland

Schäubles Wunderwaffe: Milliarden für den Haushalt aus wackeliger Börsen-Steuer

Lesezeit: 1 min
22.12.2012 02:49
Bisher haben sich elf europäische Regierungen für die Finanztransaktionssteuer entschieden. Die Bundesregierung rechnet fest mit Mehreinnahmen von zwei Milliarden Euro jährlich. Doch weder der tatsächliche Gewinn aus der Steuer noch deren Verwendung sind bisher geklärt.
Schäubles Wunderwaffe: Milliarden für den Haushalt aus wackeliger Börsen-Steuer

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bundesfinanzminister Schäuble betont stets, dass er bemüht sei, die Staatsfinanzen Deutschlands in den Griff zu bekommen. Bisher kamen ihm aber nicht seine gute Haushaltsplanung, sondern viel mehr die gestiegenen Steuereinnahmen bei diesem Ziel entgegen (hier). Wie stark Schäuble auf die Steuereinnahmen angewiesen ist, zeigt sich auch in der aktuellen Haushaltsplanung. Der CDU-Haushaltsexperten Klaus-Peter Willsch sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass Schäuble mit einer neuen Wunderwaffe rechnet: Mit der vieldiskutierten Finanzs-Transaktionssteuer. Zwar wurden die ursprünglich geplanten Einnahmen aus der Börsensteuer aus dem Bundeshaushalt für 2012 wieder herausgenommen und für 2013 nicht mehr veranschlagt. Aber im Finanzplan ab 2014 wird mit Einnahmen aus der kommenden Finanztransaktionssteuer von jährlich zwei Milliarden Euro gerechnet.

Doch die Tatsache, dass sich das Finanzministerium auf die Einnahmen ab 2014 bereits einstellt, ist schwer nachzuvollziehen. Weder die tatsächliche Höhe der Einnahmen aus der Börsensteuer derzeit bestimmbar noch der Zeitpunkt, ab dem die Gelder in den Haushalt fließen könnten. Zehn weitere Länder haben sich neben Deutschland zur Einführung der Steuer entschieden. Allerdings gibt es große Meinungsverschiedenheiten zwischen den beteiligten Regierungen.

Anfang dieser Woche betonte der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Link (FDP) vor Ausschussmitgliedern des französischen Parlaments und des Senats in Paris, dass die Gelder „in die nationalne Haushalte“ fließen sollten. Die Steuer werde „keine eigene Einnahmequelle der EU“ sein, fügte Link hinzu. Frankreich hingegen will die Einnahmen aus der Steuer gezielt für Entwicklungshilfe einsetzen oder dem Haushalt der EU zukommen lassen, das stellte zumindest der französische Europaminister Bernard Cazeneuve fest. Sollte sich die Mehrzahl der beteiligten Regierungen dazu durchringen, die Finanztransaktionssteuer nicht den nationalen Haushalten zuzustecken, geht die Rechnung des Bundesfinanzministeriums nicht auf.

Probleme gibt es dementsprechend  auch beim Zeitplan. „Vor 2016 würde ich keine Finanztransaktionsteuer im Haushalt einstellen", sagte selbst der Steuerabteilungsleiter im Bundesfinanzministerium, Michael Sell, vergangene Woche der Wirtschaftswoche zufolge. Er geht davon aus, dass die Verhandlungen über die Details der Steuer noch eineinhalb Jahre dauern könnten und die tatsächliche Umsetzung weitere 18 Monate benötigen werde. Im Haushalt wird jedoch bereits ab 2014 damit gerechnet.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...