Deutschland

Thüringen: Verfassungsrichter schmettern Volksbegehren ab

Lesezeit: 1 min
10.04.2013 18:55
Das Verfassungsgericht in Thüringen hat ein Volksbegehren gestoppt. Die Initiative wollte die Einmalbeträge bei Straßenbau und Abwasseranlagen abschaffen. Das Volksbegehren wurden von der Partei Die Linke offenbar sehr dilettantisch vorbereitet. Schade.
Thüringen: Verfassungsrichter schmettern Volksbegehren ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Volksbegehren haben es schwer in Deutschland. Das zeigte sich nun in Thüringen, wo eine Bürger-Iniative vom Verfassungsgericht des Landes abgeschmettert wurde.

25.000 Unterschriften sammelte die „Bürgerallianz Thüringen gegen überhöhte Kommunalabgaben“ und überreichte diese dem Thüringer Innenministerium im August 2011. Doch die Landesregierung verlangte eine Prüfung durch das Verfassungsgericht Thüringen. Am Mittwoch erklärten nun die Richter das  Volksbegehren für verfassungswidrig.

Das Volksbegehren wollte erreichen, dass die Einmalbeträge auf Abwasseranlagen und Straßenbau wegfallen. Stattdessen sollten die Investitionskosten beim Straßenbau durch eine Infrastrukturabgabe und beim Abwasser mittels einer verbraucherabhängigen Gebühr finanziert werden. Ob derartige Gebühren bzw. Abgaben tatsächlich erhoben werden, sollten die Kommunen anschließend selbst entscheiden können.

Verstoß gegen Verfassung

Dem Verfassungsgericht zufolge verstoße dieser Vorschlag jedoch gegen den Abgabenvorbehalt der Thüringer Landesverfassung (Art. 82 Abs.2). Dieser sieht vor, dass Volksbegehren, die darauf abgerichtet sind, „abgabenrechtliche Regelungen zu erlassen, aufzuheben und zu ändern“, unzulässig seien, heißt es in der Urteilsbegründung des Gerichts.

Irreführende Behauptungen

Darüber hinaus verwies das Gericht darauf, dass die Begründung des Volksbegehrens nicht den verfassungsrechtlichen Mindestanforderungen standhalte. Es gebe keine angemessene Information über die „zur Abstimmung gestellten Regelungen sowie deren Bedeutung und Tragweite“, so das Urteil. „Die Begründung enthält irreführende und unrichtige Behauptungen, die zu einer Verfälschung des Abstimmungsergebnisses führen können.“ Auch eine Aufklärung der Bürger über die Folgekosten einer geforderten Rechtsänderung sei nicht gegeben, so die Richter.

Die Betrieber des Volksbegehrens sind allerdings keine ahnungslosen Bürger, sondern vor allem Mitglieder der Partei Die Linke. Es ist schon eine Ironie der Geschichte, dass die Nachfolgepartei der SED die Bürger mobilisieren will, um bei den Steuern und Abgaben etwas zu ändern - und vom Verfassungsgericht eine Abfuhr erhält. Aus den verschwundenen SED-Milliarden hätte man eigentlich einen Verfassungsrechtler bezahlen können, der das interessante Begehren so gestaltet hätte, dass es rechtlich wasserdicht ist - und nicht schon beim ersten Lesen durch die Verfassungsrichter eher Heiterkeit auslöst.

So bestätigt das Urteil lediglich, was ohnehin alle wissen: Der Staat ist Herr im Haus, wenn es um die Steuern geht. Das war in der DDR allerdings auch nicht anders.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...