Politik

SPD-Steinbrück: Deutschland muss für „Rettung Europas“ zahlen

Der SPD-Kanzlerkandidat Steinrück kündigt an, dass unter seiner Führung Deutschland für „die Rettung Europas und der Zusammenhalt des Kontinents“ werde zahlen müssen. In einem Halbsatz fasst der SPD-Mann so alle Manipulationen zusammen, die in den vergangen Jahren über den Euro als den großen Heilsbringer in die Welt gesetzt wurden. Steinbrück verbrämt auf diese Weise die Ausbeutung Europas - ganz ohne Reue, ganz ohne Scham. Wir sehen das wahre Gesicht der Eliten des Untergangs.
22.08.2013 05:34
Lesezeit: 2 min

Wenn es ernst wird, müssen Politiker lügen, hat der ehemalige Euro-Gruppenführer Jean-Claude Juncker gesagt (hier).

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat vor einigen Tagen gesagt, dass es keinen Schuldenschnitt geben werde.

Vor einigen Tagen sagte Schäuble, dass es neue Hilfszahlungen für die griechischen Banken Griechen geben werde (hier).

Bundeskanzlerin Merkel sagte, man könne noch nicht sagen, wie hoch die zusätzlichen Kosten seien, daher könne man nicht von zusätzlichen Kosten sprechen (hier).

Lüge? Irritation? Absicht?

Der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat im Interview nun in einen Halbsatz all jene Manipulationen zusammengefasst, jene üblen Sprüche und bösen Unterstellungen, mit denen gleichzeitig Propaganda getrieben und allen Kritiker des Euro-Rettungswahns unredliches Denken unterstellt wird.

Steinbrück sagte auf die Frage, ob Angela Merkel die Deutschen in der Frage der Griechenland-Rettung anlügen würde:

„Dieser Verdacht besteht. Frau Merkel hat schon 2010 versucht, die harten Entscheidungen auf die Zeit nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen zu vertagen. Jetzt versucht sie die Rechnung für die Euro-Krise bis zum 23. September in der Schublade liegen zu lassen. Ich sage klar, dass die Rettung Europas und der Zusammenhalt des Kontinents etwas kosten werden, auch uns Deutsche. Es ist Zeit, dass auch Frau Merkel das den Menschen ehrlich sagt.“

Was Steinbrück „uns ehrlich sagt“, ist infam.

Er sagt, bei der Euro-Krise gehe es um die „Rettung Europas“.

Das ist unwahr.

Europa hat über Jahrhunderte ohne Euro und EU bestanden. Das ging meistens gut. Wenn es schlecht ging, dann nicht wegen der Vielfalt und Unabhängigkeit der kleinen Staaten, sondern weil irgendwelche Irren sich einbildeten, dass Europa im globalen Wettbewerb nur bestehen könne, wenn es dem Anspruch des Größenwahns genügte. Napoleon und Hitler trieben mit ihren Träumen vom Weltreich den Kontinent in die großen Katastrophen. Europa war immer erfolgreich, wenn es vielfältig war. Europa steht für diese Idee. Die geforderte Anbetung der Götter in Brüssel EU ist nicht Europa.

Steinbrück sagt, dass der Zusammenhalt Europas nur über Geld zu sichern wäre.

Das ist ebenfalls unwahr.

Der Zusammenhalt Europas war stets dann garantiert, wenn die kleinen Nationen mit unterschiedlichen Währungen miteinander Handel trieben und sich im gegenseitigen Wettbewerb mit realen Produkten immer weiter zu immer neuen Innovationen anstachelten, so lange, bis sie im globalen Wettbewerb erfolgreich waren.

Deutschland muss sich nicht damit abfinden, dass „die Rettung Europas und der Zusammenhalt des Kontinents etwas kosten“ werden.

Deutschland muss dafür bezahlen, dass die hemmungslose Schuldenpolitik dieses alte Europa in gewissenloser Weise an die Finanzindustrie verkauft hat. Der teuflische Deal lautete: Wir dürfen uns alle verschulden, um wieder gewählt zu werden. Die Banken befeuern die Orgie, weil sie mit den Zinsen Bombengeschäfte machen können. Am Ende erklären wir die Banken für systemrelevant. Wir zwingen den Steuerzahler und Sparer, dafür zu bezahlen, dass wir, die Politiker, an der Macht geblieben sind. Die Banken haben den Profit gemacht. Als Geisel nehmen wir die Bürger und Nationen Europas, ihre Wirtschaft, ihr Vermögen.

Alles wird uns gehören, einer kleinen Finanzelite. Der „Euro“ als Kunstprodukt gibt uns die einmalige Chance, für so viel Verwirrung und Intransparenz zu sorgen, dass wir uns bedienen können und die Leute es gar nicht merken.

Zu retten ist nicht dieses grenzenlos korrupte System, in dem Peer Steinbrück durch hochtrabende Vorträge bei den Banken unter Beweis gestellt hat, dass er „einer von ihnen“ ist.

Der Zusammenhalt Europas wird dadurch gefährdet, dass die Finanzeliten und die ihnen unterworfenen, ahnungslosen und unmoralischen politischen Eliten ihre eigenen Nationen zur Schlachtbank der Schulden-Sklaverei geführt haben.

Was Steinbrück so trefflich und knapp zusammenfasst hat, ist die Botschaft der Eliten, die das Desaster zu verantworten haben.

Der künstliche Junktim Europa = EU = Euro, ist die Ideologie der Profiteure.

Die eigentliche Botschaft lautet:

„Ich sage ganz klar, dass alle Europäer dafür zahlen müssen, dass andere sich auf ihre Kosten bereichert haben und weiter bereichern wollen. Und ich sage auch ganz klar, dass wir, die politische Klasse, diesen Prozess vorantreiben werden, solange wir es können und solange es uns nützt.“

Die Politik ist in der Tat alternativlos geworden.

Alternativlos schlecht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?