Politik

Ute Vogt (SPD)

Ute Vogt (SPD) ist Bundestagsabgeordnete. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie im 1. Untersuchungsausschuss (Gorleben). Es weiteren ist sie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und im Rechtsausschuss.
16.09.2013 00:24
Lesezeit: 2 min

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Ich bin überzeugte Europäerin und finde, dass wir ein Mehr an Europa brauchen. Die anstehenden Herausforderungen werden wir nicht mit Kleinstaaterei und nationalstaatlichen Egoismen bewältigen, sondern nur mit einem Blick fürs Ganze. Und bei allen ernsten Schwierigkeiten – auch nur mit Begeisterung für die europäische Idee. Europa ist weit mehr als eine Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft, Europa ist auch eine Werte- und Friedensgemeinschaft. Der konsequente Schritt ist für mich, dass wir eben nicht nur eine gemeinsame europäische Währung haben, sondern auch eine gemeinsame Wirtschafts- sowie Haushalts- und Finanzpolitik. Nicht allein die längst überfällige Transaktionssteuer zur Beteiligung der Akteure auf den Finanzmärkten an den Kosten, auch die Angleichung der Steuern und der Regulierungen der Finanzmärkte muss folgen. Das bedeutet allerdings, auf weitere eigene Rechte zugunsten Europas zu verzichten.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Die schwarz-gelbe Bundesregierung muss endlich damit anfangen, die Ursachen der Krise in der Eurozone zu bekämpfen. Dies wäre dringend erforderlich, um die Steuerzahlenden auf Dauer zu schützen. Es kann nicht angehen, dass Banken zu Lasten von Staaten und Steuerzahlenden saniert werden, ohne dass es zur durchgreifenden Regulierung und zur Vorsorge für künftige Krisen kommt. Die bisher ergriffenen Maßnahmen sind teilweise falsch, die richtigen sind oft zu spät gekommen. Vor allem aber fehlt Merkel und ihrer Ministerriege ein klarer und vor allem auch ehrlicher europapolitischer Kurs. Versprochen und gebrochen zieht sich als Faden durch diese Krisenpolitik. Diese Politik hat die Krise verschärft und die Kreditrisiken, für die Deutschland haften muss, massiv steigen lassen und damit hat Schwarz-Gelb eine Ausweitung der Haftung für Schulden zu Lasten der Steuerzahlenden in Kauf genommen. Nur wenn der Euroraum aus der Rezession herausfindet, können die schon bestehenden Haftungsrisiken wieder reduziert werden. Zu prüfen ist die Einrichtung eines europäischen Schuldentilgungsfonds für Altschulden, gemäß den Vorschlägen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, um den notleidenden Staaten eine realistische Entschuldungsperspektive zu bieten. Solidarität ist wichtig, um die Stabilität unserer Währung zu sichern. Sie darf aber keine Einbahnstraße sein, sondern muss an Anstrengungen der Krisenstaaten für tragfähige Haushalte geknüpft sein.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Die Schwierigkeit beginnt nicht erst beim Nachweis, schon bereits bei der Festlegung dessen, was ein effizienter Einsatz oder aber eine Verschwendung von Steuermitteln ist. Schauen Sie sich zum Beispiel die Streichliste des Bundes der Steuerzahler an. Deren Einsparkatalog enthält Einschnitte im sozialen Bereich, wo es uns ein vielfaches Kosten würde, wenn wichtige Zahlungen nicht stattfinden - so zum Beispiel Arbeitsförderung, Wohngeld, Kinderzuschlag, Erziehungsgeld oder auch der BAföG-Zuschuss. Ich setze daher vor allem auf Transparenz und Bürgerbeteiligung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Messerattacke: Aschaffenburg betrauert nach Gewalttat zwei Tote - was wir wissen
22.01.2025

Am Mittwochmittag wurde die Stadt Aschaffenburg von einer schrecklichen Gewalttat erschüttert. Ein 28-jähriger Mann attackierte nach...

DWN
Politik
Politik Wann greift Russland an? Geheimdienste rechnen mit 2028
22.01.2025

Russischer Angriff ab 2028? Geheimdienste warnen davor, dass Russland die EU in den kommenden Jahren an der Ostgrenze angreift. Laut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank - Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an, aber es gibt Hoffnungsschimmer
22.01.2025

Der Bundesbank zufolge ist ein Aufschwung in der deutschen Wirtshaft ist vorerst nicht in Sicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch etwas...

DWN
Politik
Politik YouGov-Wahlumfrage: AfD und SPD gleichauf - CDU rutscht ab
22.01.2025

In der neuesten Wahlumfrage von YouGov kann die SPD deutlich zulegen. Die AfD verliert dagegen. Beide Parteien liegen nun gleichauf. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mogelpackung des Jahres: Granini Trinkgenuss Orange enttäuscht Verbraucher - wie Sie Mogelpackungen erkennen
22.01.2025

Verbraucher fühlen sich getäuscht: Der "Granini Trinkgenuss Orange" wurde von der Verbraucherzentrale Hamburg zur "Mogelpackung des...

DWN
Politik
Politik Scholz in Paris bei Macron: „Europa wird sich nicht ducken“
22.01.2025

Zwei Tage nach der Vereidigung Trumps stimmen Scholz und Macron sich ab, wie sie mit dem Kurswechsel in der US-Politik umgehen wollen. Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verpackungssteuer Tübingen: Bundesverfassungsgericht bestätigt Rechtmäßigkeit
22.01.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verpackungssteuer Tübingen als verfassungsgemäß bestätigt. Die Abgabe, die seit Januar 2022 auf...

DWN
Technologie
Technologie Projekt "Stargate" - OpenAI und Trump setzen auf KI-Rechenzentren für die Zukunft
22.01.2025

OpenAI und bedeutende Technologie-Partner investieren 500 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI). Das...